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9. Kapitel.
Abwärts.

Noch eine also. Und ich hätte doch so gern festgestellt, in welcher Tiefe ich als blutiger Haufen Knochen und Fleisch gelandet wäre, wenn die gütige Mutter Natur in ihrer Vielgestaltigkeit nicht diese grüngelben Sprungtücher hier ausgespannt gehabt hätte.

Die Mondsichel verschwand hinter dem weißen Strich des Andenkammes, zauberte dort in weißer Höhe noch wunderbarere Beleuchtungseffekte hervor und verabschiedete sich endgültig. Es war hier unten nun wirklich finster. Ich begann zu frieren. Meine Wolldecke lag irgendwo weiter oben. Auch der aus dem Abgrund emporsteigende Gestank belästigte mich.

Wenn ich noch Kognak gehabt hätte! Aber eins hatte ich: Tabak und Pfeife! Ich rauchte, und ich horchte … Über mir blieb alles still. Kein Coy – nichts! Der Wind fauchte, sang und pfiff und säuselte. Das war alles. Ich fror damals so entsetzlich, daß ich zitterte. Ich konnte mich ja nicht rühren, mußte still liegen. Nur die Zehen und die Hände bewegte ich dauernd. Mein Atemhauch war deutlich sichtbar. Es mußten etwa zwei Grad Kälte sein, vielleicht auch mehr. Und dazu die feuchte Moderluft des Abgrundes …! Sollte ich mir hier etwa eine Lungenentzündung holen?!

Die Kälte spornte mich an, ein weiteres zu unternehmen.

Über mir hingen einzelne Hopfenranken. Ich

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)