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wäre zuviel Fakirwunder gewesen. Je mehr ich mich nun nach abwärts zu bewegte, und je mehr der Modergestank, die Kälte und das Geräusch des plätschernden Gletscherbaches anwuchsen, je mehr ich mich dem Ende der Herrlichkeit, des hin und her baumelnden Taues, näherte, desto nervöser wurde ich, – ich fühlte geradezu meine Nerven vibrieren … Oder täuschte ich mich …?! Fror ich nur so stark in diesem eisigen Pesthauch?!

Da – – das Ende der Herrlichkeit …

Meine Füße glitten ins Leere … fanden kein Tau mehr …

Aber – – hallo, – – meine linke Fußspitze, – ja sie berührte etwas …

Ich reckte mich länger …

Steine – Gestein …!! Das zweite Wunder: ich stand auf festem Boden, auf dem Grunde der Schlucht, in pechrabenschwarzer Finsternis …

Über mir ein breiter zackiger Streifen mit vielen flimmernden Pünktchen: der Himmel!!

Und ich – – hier in der Hölle, zum mindesten in dem Vestibül der Villa Seiner Majestät Satanas I. von Höllenland. Der Gestank war ganz höllenmäßig, nur mit der Temperatur stimmte es nicht ganz. In diesem Eislüftchen hier ließen sich beim besten Willen keine armen Seelchen schmoren. Nein, hier kriegte man Eisbeine …

Ich stand still, hatte das Tau noch in der Hand. Vorsicht …! Es konnte vielleicht auch nur eine Felsnase sein, ein Vorsprung, der mich irreführte … Denn zu sehen war ja absolut nichts …

Ich tastete mit dem rechten Fuß umher …

Steine … Äste … Morsches Holz …

Dann etwas Weiches …

Ich fuhr leicht zusammen …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)