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Ich hatte bisher in meinem ganzen Leben noch keinem weiblichen Wesen ins Gesicht getreten, wenn ich auch schon manches getan, was stark nach Brutalität schmeckte, freilich war dann stets ein unabwendbarer Zwang die treibende Kraft gewesen.

Hier, um es gleich zu sagen, hatte ich unbeabsichtigt einer jungen Dame mit meiner Fußsohle einen gelinden Stoß ins Gesicht versetzt, wie ich nun durch behutsames Fühlen mit der linken Hand rasch feststellte.

Ein Weib … Natürlich die Reiterin! Lang am Boden lag sie – fühlte ich …

War sie etwa tot?!

Nein … Jetzt hatte ich ihre eine Hand in der meinen … Der Puls schlug …

Ich sah absolut nichts … Ich roch nur, roch Kultur, Parfüm …

Ich hätte jetzt mein Feuerzeug hervorholen und die Szenerie beleuchten können. Doch nein – besser nicht! Mastilo … Kugeln, – – besser nicht!

Ich kniete nieder. Die Frau lag auf dem Rücken, wie ich nun feststellte. Dicht neben ihrem Kopf ein Stück Baumstumpf … Sollte etwa ich der Schuldige sein, ich etwa ihre Ohnmacht dadurch veranlaßt haben, daß ich vor Stunden oben auf die Hängematte Nummer eins stürzte und dabei die Stützpunkte abbrachen – die Bäume – die herabfielen und hier eine geheimnisvolle Fremde mit ihrer Wucht niedergeschmettert hatten?!

Wirklich – das Haar war an der linken Kopfseite verklebt: Blut …

Ich sah nichts. Ich fühlte nur …

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)