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Angaben über seine Flucht vor dem Chilenen waren sehr wirr, und aus seiner Schilderung seines Zusammentreffens mit Ihnen und dem Araukaner Coy Cala wurde ich erst recht nicht klug …“

„So … so …“ Ich trank einen Schluck Kaffee und warf dann einen zweiten Fallstrick aus. „Braanken kam wohl die Schlucht von Südost emporgeritten?“

„Ach – Katz’ und Maus – – Versteck!“ lächelte sie mich an, und in ihren Vorderzähnen blinkten zwei Goldplomben. „Ach – Sie denken, ich schwindele, El Gento … Wirklich nicht! Ich werde nur das nicht sagen, was lediglich mich angeht. Sie wissen doch recht gut, daß Braanken erst hier in der Nähe die Schlucht erreichte. Was Sie nicht wissen, ist die sehr einfache Tatsache, daß hundert Meter nach Süden zu ein gut verborgener natürlicher Zickzackweg in diese düstere Tiefe hinabläuft. Dieser Pfad muß Braanken bekannt gewesen sein. Ich hörte das Poltern von den Steinen, und so wurde ich auf ihn aufmerksam.“

„Schön …“ Ich blinzelte die Gordon an. „Und diesen Pfad hat sich ein Blinder mit drei Pferden hinabgewagt?“

„Ihre Ironie ist überflüssig. Ich habe Braankens Augen hier im Zelt ausgewaschen. Der Ärmste ist blind.“ Jetzt heuchelte sie nicht.

„Ich bitte Sie,“ meinte ich eindringlich, „lassen Sie sich doch nicht täuschen …! Ausgeschlossen, daß ein Blinder durch die Pampas und die Berge bis hierher gelangen konnte! Er hätte sich xmal den Hals gebrochen … Überhaupt: die Annahme ist unsinnig, wenn ich auch selbst …“

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)