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„Und die Kisten, Tuluma?“ fragte ich gespannt.

Der alte Häuptling schüttelte den Kopf. „Nichts wissen, El Gento … nichts wissen!“

Er log natürlich. Aber zur höheren Diplomatie gehört auch das, einem Lügner höflich scheinbar zu glauben.

„Über den Tod der beiden Kinder Mastilos wißt ihr vielleicht etwas?“

Der weißhaarige Kapike, der ein Greis und doch noch ein körperlich und geistig wahrlich nicht zu verachtender Gegner war, erlaubte sich jetzt als Antwort lediglich eine unbestimmte Handbewegung und fragte dann seinerseits: „Wollen El Gento bestimmt bei Kommandant in Skyring sorgen, daß Mastilo bestraft werden? Haben El Gento bei Kommandant Gehör? Schon mal mit ihm reden, he?!“

Das war eine Sackgasse für mich. Ich hatte mich bisher gehütet, den Ort selbst zu betreten. Von weitem kannte ich ihn. Und den Major der chilenischen Armee, der dort den lieben Herrgott spielte, hatte ich überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen.

Der alte Tuluma schielte mich listig von der Seite an. „He – wie sein?!“ drang er auf eine Antwort.

Ich hatte inzwischen einen Ausweg gefunden.

„Höre mich an, Kapike … Ihr sollt Mastilo als Gefangenen bei euch behalten, aber anständig behandeln. Ich werde mit dem Major in Skyring die Sache in Ordnung bringen. Wenn er etwa Mastilo nicht zu bestrafen gedenkt, könnt ihr noch immer eurerseits Richter spielen. Ich glaube, das ist ein Vorschlag, der euch und uns und Mastilo gerecht wird.“

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)