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dem ich nur Gutes erwiesen, zum Opfer gefallen. An Sie aber richte ich die Bitte, die Thonecas zu veranlassen, die Kisten mir auszuhändigen.“ Seine Stimme schwankte merklich. „Sie werden dafür eintreten, daß dies geschieht – – ich bitte Sie herzlich. Und – – noch eins. Beurteilen Sie mein Vorgehen gegen die Eingeborenen nicht zu hart. Es bestehen hier eben andere Verhältnisse als in zivilisierten Gegenden. Die Tehuelchen haben mir, als ich vor zehn Jahren das Gebiet am Gallegos erwarb und den Farmbetrieb sofort in größtem Maßstabe eröffnete, von vornherein als Feinde gegenübergestanden. Sie stahlen, wo und was sie konnten. Sie feuerten aus dem Hinterhalt auf meine Leute. Sie suchten mich abzufangen, sie wurden von Kavallerie verjagt, kehrten zurück. Es war ein immerwährender Kleinkrieg, bis der Kommandant in Skyring vor zwei Jahren ein Exempel statuierte und zehn Thonecas erschießen ließ. Da wurden sie scheinbar zahm. Aber ihre kleinen Niederträchtigkeiten bekam ich weiter zu schmecken. Und dann verschwanden meine Kinder. Man konnte den Thonecas nichts nachweisen. Der alte Tuluma wurde nach Skyring gebracht. Ich hielt ihn für den Hauptattentäter. An Braanken dachte ich nicht. Ein einzelner Mann, sagte ich mir, kann unmöglich fünf Menschen aus dem Hinterhalt niederknallen und sie spurlos verschwinden lassen. Tuluma mußte man wieder in Freiheit setzen, denn es war ihm nicht beizukommen. Außerdem war der Kommandant auch gerecht genug, mein allzu energisches Auftreten gegenüber den Tehuelchen zu tadeln, was ich mit einiger Empörung hinnahm, denn damals war ich noch in dem Wahn befangen, nur die braunen Pampassöhne

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)