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genug aus, zumal mein brauner Freund alle Stellen vermied, wo unsere Seehundsstiefel auch nur die geringste Spur hätten zurücklassen können. Es war ein überaus mühseliger Weg, es war eine Strapaze ohne gleichen, dieses Klettern und Balancieren, dieses stete Mühen, sich im Gleichgewicht zu halten, dieses ununterbrochene Anspannen aller Muskeln – nach einer Nacht, die uns jedem nur knappe drei Stunden Schlaf beschert hatte. Es war ein unerhört qualvolles Wandern halb im sprühenden Gischt des in rasender Eile dahinschießenden Baches, der stellenweise noch kleine Fälle bildete und uns über und über mit feinsten Wasserperlchen bedachte. Es war trotzdem ein Weg von grandioser Seltsamkeit – zwischen oft himmelhohen Felswänden, stets im Halbdunkel, stets in der gräßlichen Kellerluft und in bedrückendem Moderduft. Es war ein Abenteuer für sich, dieses hartnäckige Erklimmen eines Pfades, der scheinbar nur am Höllentor enden konnte – ein Zugang zur Unterwelt, eine Bahn unbekannter Schrecken. Ein Wunder, daß nicht aus den finsteren Klüften zu Seiten dieses Höllenweges vorsintflutliche Ungeheuer uns anfielen. Viel Phantasie gehörte wahrhaftig nicht dazu, sich diese Untiere in grauenvollster Gestalt auszumalen.

Vielleicht anderthalb Stunden ging’s so höher und höher. Die Baumregion lag längst hinter uns. Oben an den Schluchträndern wuchsen nur mehr dürre Büsche, Krüppelkiefern und Dornen – ganz vereinzelt.

Und Coy kannte keine Ermüdung. Ich war wie in Schweiß gebadet. Meine Knie zitterten, meine überanstrengten Augen tränten, meine

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)