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ich schreibe dies an dem Tage, wo wir genau vor einer Woche meinen Freund Coy zur letzten Ruhe beigesetzt haben – neben seinem Großvater und Vater – hoch zu Roß wie diese beiden – beigesetzt in einer wahrhaft königlichen Gruft, wie sie noch kein Potentat irdischer Reiche gefunden. Ich schreibe dies in meiner grünen Laube hart am Ufer der Gallegos-Bucht, und zu meinen Füßen spielen Coys kleine vaterlose Rangen, und meine Hand ist schwer und mein Herz noch schwerer und mein einziger Trost der Gedanke, daß Coy gestorben ist, wie er gelebt hatte: als Mann, als mein Freund, meine Hand in der seinen – mit einem Lächeln auf den Lippen, jenem rätselvollen Lächeln, das allen denen eigen, die den Tod nicht fürchten und die reinen Herzens scheiden.

Ich schreibe – und in mir ist die lebendige Erinnerung an die ganze Zauberpracht jenes Abgrundes, jenes Gletschers, der stolz, einsam und unerreichbar inmitten der weißen Andenhügel das größte Heiligtum eines tapferen, redlichen rotbraunen Volkes darstellt. –

Coy schaute mich an …

„Mistre!!“ Er brüllte, mußte brüllen, um den Lärm der zerstiebenden, herabschießenden Wassersäule zu überschreien. „Mistre!!“ Seine Hand nahm die meine. „Du mein Freund, Olaf Karl … Du sehen, was kein Weißer schauen sollte … Einer es doch schauen schon: Braanken! Er stehlen Orden … Orden bald wieder an Ort und Stelle sein … – Du mein Freund, Freund aller Araukaner, du jetzt braune Haut, du immer gutes Herz. – Kommen …!“

Und er drehte sich zur rechten Felswand, holte

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)