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mit Hilfe jener zehn Tehus, die der alte Kapike Tuluma hinter Coy und mir dreingeschickt hatte, entwichen. Braanken, der ja bereits einmal das Eismausoleum besucht und dabei merkwürdigerweise nur den Orden gestohlen hatte, mußte sich dann von den anderen getrennt haben, war vorausgeeilt und hatte – wer kennt die Gründe eines Irren für eine Mordtat?! – den heimtückischen Schuß auf Coy abgegeben, während Chubur und Chico leider um wenige Sekunden zu spät auf dem Schauplatz erschienen waren.

Zu spät.

Coys Geschick hatte sich erfüllt. Während ich Ein- und Ausschuß verband, blieb er bewußtlos, glich mehr einem Toten als einem Lebenden. Entsetzlich waren die pfeifenden, rasselnden Atemzüge, entsetzlich die schaumigen Blutfäden, die ihm immer wieder aus den Mundwinkeln hervorrannen.

Traurige, traurigste Freundespflicht …

Nun lag er da auf meiner Lederjacke in dieser kalten feuchten Luft – reglos, einer, der nie mehr den Odem des weiten Meeres an der Gallegos-Bucht genießen würde, wie ich in jener unheilvollen Stunde fürchtete, – einer, der hier angesichts seiner stillen Väter vom verderblichen Blei ereilt war.

Ich richtete mich auf. Ich konnte für ihn vorerst nichts weiter tun. Eine winzige, winzige Hoffnung linderte den dumpfen Schmerz in meiner Seele: daß Coys Bärennatur trotz allem dem Sensenmann noch trotzen würde! Unfaßbar wär’s gewesen, daß dieser kraftstrotzende Körper durch ein kleines längliches Stückchen Blei hingemäht sein sollte!

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)