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Sonnenball schob und mit einem Schlage ein düsteres, drohendes Zwielicht die prachtvollen Farbentöne auflöste.

So seltsam wirkte dieser Beleuchtungswechsel, daß auch ich förmlich erschrak und den Kopf nach Westen wandte, – emporblickte zu dem keilförmigen Ausschnitt in den Bergen, wo das Abschied nehmende Tagesgestirn wie eine abgeblendete ungeheure Laterne zwischen dunklen Felswänden matt schimmerte.

Als ich, rasch meiner Unvorsichtigkeit mir bewußt werdend, die Front dem Feinde wieder zukehrte, hatten die Thonecas bereits den Rückzug angetreten. In schräger Richtung suchten sie an dem Felsen vorüberzukommen, hinter dem die Engländerin schußfertig kniete.

Ich rief der Miß zu, sie solle sich besser decken, denn ich war überzeugt, daß der Feind, der hier fünf Mann eingebüßt hatte, niemals im Ernst an eine kampflose Unterwerfung dachte.

Die Gordon hatte leider zu der Biederkeit ihrer bisherigen Verbündeten zu festes Vertrauen. Was nun folgte, war doch ein Stück verblichener Indianerromantik. Die Thonecas schienen jener Stelle des Abgrundes zuzustreben, wo das dicke Tau befestigt war, schienen also den Rückzug in die Höllenschlucht antreten zu wollen. Dort gab es übergenug zerstreute Felsblöcke, dort fanden sie Schutz, konnten sich aufs neue festsetzen und … Ein erneuter Zuruf von mir kam zu spät.

Wie ein Blitz hatten die Thonecas sich im Felsgeröll niedergeworfen … Sekunden später ein Schuß … Edith Gordon wurde die Büchse aus der Hand gerissen. Der Lauf schlug ihr gegen die Stirn, und sie sank nach hinten zusammen.

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)