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sensationslüsternen schreibenden geschäftstüchtigen Herrn gestellt, der die Einleitung verfaßte. Aber auch das ist ja alles so unendlich gleichgültig.

Coy … Mein Freund Coy. Ihm gelten diese letzten Seiten, ihm allein.

Chubur hatte gleich nach Edith Gordons Aufbruch die ganze Umgebung unseres Lagerplatzes aufs genaueste abgesucht. Er kehrte erst zurück, als die Sonne bereits hoch über dem dunstigen Horizont stand. Er hatte keinerlei verdächtige Spuren entdeckt. Auch wir brachen auf. Chubur ritt dreißig Meter voran. Ich folgte mit dem Todwunden und dem Toten und den fünf Reservepferden. Coy ruhte im Halbschlaf in der aus Zweigen geflochtenen Wiege, die weich mit Moos und Decken gepolstert und dem kräftigsten Gaul auf den Rücken gebunden war. Coy war[1] wach, lag aber mit fieberglänzenden Augen da und führte wirre Reden.

Vier Stunden durch die Ausläufer der Anden. Dann die Steppe, kurze Rast, abermals Aufbruch. Die Thonecas ließen sich nicht sehen. Edith Gordon hatte mir ihren Vorrat an Chinin ausgehändigt. Coy war nach der zweiten Dosis eingeschlummert – ein bleierner unnatürlicher Schlaf.

Und wir brachten ihn drei Tage später wirklich noch lebend bis zur Gallegos-Bucht.

Brauche ich Einzelheiten dieses entsetzlichen Rittes zu erwähnen?! Jeder kann sich selbst unschwer ausmalen, was es heißt, mit einem Schwerverwundeten und einem Toten durch glutheiße Tage, eisige Nächte, Sandsturm, tosende Gewitter und – – in steter Sorge vor einem heimtückischen Angriff durch die endlose Wellenprärie dahinzutraben – ohne längere Ruhepause, ohne

  1. Vorlage: wach
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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)