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Er gab mir Verhaltungsmaßregeln: Sonne, frische Luft, Umschläge, Chinin, wenn das Fieber wiederkehre …

Und ritt mit seiner Eskorte von fünf Kavalleristen wieder davon, als Honorar drei von meinen schönsten Pumafellen mit sich nehmend.

Wochen …

Ja – noch Wochen dauerte diese qualvolle Ungewißheit … Einen Tag hoffte ich, den anderen Tag fürchtete ich das Schlimmste, den nächsten hoffte ich von neuem …

Und – – so ging’s Wochen, drei volle Wochen …

Siechtum eines Mannes, der das Sterben nicht fürchtete, der immer heiter war, der immer die Kraft fand, uns – uns aufzurichten, wenn das Weh uns kleinmütig machte. So war der sterbende Coy.

Wenn Coy schlief, flüchtete ich in meine Laube am Strande und schrieb … wie ich heute hier schreibe vom Sterben des Enkels des einzigen Araukanerkönigs.

Und dann kam jener Donnerstag, an dem ich merkte, daß die vollkommen vereiterte Lunge den welken Leib nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgte und die Auflösung unmittelbar bevorstehe. Coy war seit acht Stunden bewußtlos. Die Atmung kaum mehr wahrnehmbar, das Gesicht mit kalten Schweißperlen bedeckt, die Augen tief eingesunken.

Dieser Zustand währte bis zum Abend. Ich verließ nicht einen Moment Coys Lager, und Chubur und ein paar andere Araukaner, die dem Sterbenden näher gestanden, hockten wie ich in

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/185&oldid=- (Version vom 1.8.2018)