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„Hat Tounens in seinen Büchern irgendwie erwähnt, daß er eine Araukanerin geheiratet hatte?“

„Gewiß … Er ließ sie samt ihren Kindern im Stich, entkam nach Frankreich und lebte fernerhin als Privatmann. Er muß erhebliche Mengen Gold bei dem Königsgeschäft verdient haben, denn seine Lebenshaltung in Frankreich blieb fürstlich, wie aus seinen Denkwürdigkeiten hervorgeht.“

„Und seine Kinder, Braanken?“

„Lassen Sie mich nachdenken … Ja, richtig, Chile hatte ein Interesse daran, auch Tounens’ Familie zu vertreiben oder einzukerkern. Am Schluß seines „Araukanien“ deutet er an, daß die Seinen sich in Sicherheit befänden, daß sie mit einer Anzahl von Getreuen eine neue Heimat gefunden. – Weshalb interessiert Sie das so sehr, El Gento?“

Ich antwortete nicht. Ich hatte zufällig nach dem Eingang geblickt. Dort lehnte Coy Cala an dem einen Felsen, nur durch das Feuer von uns getrennt, und seine schwarzen blinkenden Augen ruhten auf meinem Gesicht.

„Coy …!!“

Ich sprang auf.

„Wieder da sein,“ meinte er kühl. „Tehuelche mir entkommen … Waren zu viele … Und Coy nicht schießen wollen. Weshalb Kampf?! Keinen Zweck haben …“

Er kam und setzte sich neben uns. Sein kühnes, stolzes Gesicht mit dem klaren Profil war mir heute noch anziehender als bisher. Ich streckte ihm die Hand hin. „Gut, daß du wieder da bist, Coy … Man hat uns die Pferde gestohlen.“

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)