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Der Regen war vorüber. Der Wind kam von Süden, fuhr die Schlucht entlang, – – und mit rauschenden Fittichen ließen sich zwei Aasgeier, internationales Gesindel, auf den Kadaver meines toten Pferdes herab.

Den beiden folgten drei weitere. Ihre Gier machte sie unvorsichtig. Sie mußten mich sehen. Denn wohl kein Tier besitzt so scharfe Augen wie ein Aasgeier. Wie sollten sie sonst auch so schnell aus den endlosen Höhen des Himmels, wo sie wie dunkle Punkte hängen, plötzlich herabstoßen und krächzend die starken Schnäbel wie scharfe Beile gebrauchen?! Eine Pferdehaut im Augenblick aufzureißen, – – ich sah es jetzt. Und das meinem braven Fuchs!

Im Nu die Sniders …

Zwei Schüsse …

Krächzen, Flügelschlagen …

Coy war hochgefahren. „Mistre …!!“ Er sah die beiden toten Aasfresser. „Mistre, deshalb zwei Patronen?!“

Er gähnte, reckte sich …

Und so, wie er sich reckte, das war wie ein köstliches Spiel mit all seiner unverbrauchten Kraft … Das war Preisgabe seiner wundervollen ebenmäßigen Gestalt – eine Schaustellung ohne jede beabsichtigte Wirkung.

Draußen schien die Sonne, und der verglimmende Glanz unseres Feuers und das in die Höhle hineinfallende Tageslicht gaben Coy Calas Profil den matten Glanz von edelster Kupferbronze.

Ein Königsenkel!!

Tranduftend, unsauber, Naturmensch, – und doch: seine kecke Überlegenheit, sein rasches Auffassungsvermögen, seine Freude, sich reden zu

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)