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Dichter von Beruf. Mein Schnabel redet bald so, bald so …

Und Coy redete auch. Coy hatte heute seinen lebhaften Tag, denn er hatte mich vollends geschlagen: Chubur und Chico hatten ja einmütig erklärt, daß Braanken unmöglich blind sein könne, hatten Beweise angeführt, hatten erwähnt, daß Peter van Braankens Flucht aus der leichenbesäten Lichtung nur einem sehenden Manne geglückt wäre – unter dem Kugelhagel Sennor Mastilos noch dazu, der hinter dem Flüchtling wie unsinnig dreingefeuert hatte.

Coy triumphierte. Er benutzte die gute Gelegenheit, auch mir wieder eins auszuwischen – mir, dem gebildeten Europäer. Wir hatten die deutliche Fährte Braankens und Mastilos sehr bald gefunden. Ihr zu folgen – kein Kunststück. Erst als wir die ersten Andenausläufer gegen vier Uhr erreichten, wurde die Sache schwieriger. Coy stieg an einer Stelle, wo der glatte Felsboden eines Tales jede Spur unsichtbar machte, aus dem Sattel. Er war mein Lehrer, kein angenehmer.

„Mistre Karl Olaf, – wo Fährte?“

Ich fand nichts. Die Fährte war wie weggezaubert. Selbst die berühmten „zermalmten“ Steinchen, die jede Indianergeschichte enthält, fehlten gänzlich. Der Granit der Anden ist häufig genug so glatt vom Winde gefegt, daß selbst ein Besen oder ein Staubsauger sich umsonst bemühen würde.

Coy grinste. Chubur und Chico hatten mehr Respekt vor mir und blickten zu Boden.

Ich fand nichts.

„Noch viel lernen müssen,“ meinte Coy gutmütig.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/86&oldid=- (Version vom 1.8.2018)