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erste, die angenehmste. Ich legte mich nieder, denn der Ritt bergan und das stellenweise Klettern war anstrengend genug gewesen.

Vielleicht war ich übermüdet. Ich schlief nicht sofort ein. Die drei Araukaner hockten mit untergeschlagenen Beinen am Feuer, rauchten, schwiegen. Ich lag im Schatten von Chuburs breitem Rücken. Nach einer Weile sagte Chico leise in seiner Stammessprache, von der ich wohl vieles verstand, ohne sie aber vollkommen zu beherrschen:

„Du solltest deine Wache beginnen, Coy … Der eine dreckige Tehu, den wir gefesselt hatten, wird Hilfe herbeiholen. Die Tehus werden Sennor Mastilo diesmal nicht entkommen lassen. Sie sind sicherlich hinter uns.“

„Gleich fertig,“ nickte Coy und schraubte das Karabinerschloß fest. „Noch nicht ganz dunkel … Tehus können vor Mitternacht nicht hier sein …“

Dann entschlummerte ich. Meine Taschenuhr war zu gemeinsamer Benutzung an eine der Zeltstangen gehängt worden. Kurz vor zwölf weckte Coy mich. Chubur und Chico schnarchten wie schlechte Kreissägen. Jedenfalls ist es ein Unsinn, wenn Forschungsreisende behaupten, Indianer schnarchen nicht. Erst wenn sie von der Kultur beleckt seien, stelle sich dieser Atemfehler ein. Das ist falsch. Ich habe später auch mit Tehuelchen zusammen in einem Zelt geschlafen, die man als „wilde“ Indianer bezeichnen konnte, denn sie waren weder seßhaft noch irgendwie mit der Zivilisation in nähere Berührung gekommen. Auch sie „sägten“, genau wie meine Araukaner. –

Coy zog mich vor das Mooszelt und tat sehr geheimnisvoll.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)