Seite:Merlo - Haus Gürzenich zu Köln - 16.jpg

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„Marsilius Heyden ind der sere stoultze
Behielde Coelne ind sy voiren tzo houltze.“

     Auch die Westseite besteht aus Quadern, und sowohl hier wie an dem östlichen Hauptgiebel sind je sieben schräg gestellte, länglich viereckige Wappenschilder zwischen den Fenstern angebracht. Die Schilder sind quer getheilt, mit etwas vorspringendem Oberfeld. Sie sollen früher mit einer Wappenfigur (den drei Kronen) versehen gewesen sein(?). Die beiden Längenseiten des Hauses bestehen aus Tuffstein-Mauerwerk mit einer Säulenbasalt-Unterlage, haben jedoch an den vier Ecken eine Fassung aus Quadern, unter Beifügung je eines schräg gestellten, leeren Wappenschilds, den übrigen an Form und Grösse gleich. An der Nordseite, nahe der St. Albanskirche, wurde eine freistehende und bedeckte, breite steinerne Treppe errichtet, welche zum Saal führte. Die Saalthür befand sich in der Mitte der Nordwand, und es führte ursprünglich noch ein zweiter Treppenarm zu ihr, welcher von Oben-Mauern ausging; dieser soll um 1770 abgebrochen worden sein. Das Geländer dieser Treppe war aus Stein-Masswerk. Eine kleine Nebenstiege stellte man an die westliche Ecke. Der Saal, dessen Viereck eine Längenausdehnung von 175 Fuss, eine Breite von 70½ Fuss und eine Höhe von 24 Fuss rheinisch erhielt[1], gehört unstreitig zu den schönsten und geräumigsten Festhallen, welche man auf deutschem Boden anzutreffen vermöchte. Die Zahl der Besucher, welche er fasst, grenzt an 4000. Eine besondere Zierde des innern Saales bilden zwei Kamine von stattlicher Grösse, reich mit kleinen Steinskulpturen von allegorischer Bedeutung geschmückt. Tanz und Kampf sind, in humoristischer Auffassung, auf den Friesen dargestellt. Es sei uns gestattet, aus der sorgfältigen und sehr ausführlichen Beschreibung an der bereits bezogenen Stelle in Prof. Mohrs Schrift: Köln in seiner Glanzzeit[2] hier einiges auszuheben. Diese Heizräume haben eine Höhe von etwa 18 Fuss. Die Wangen gehen bogenförmig an der Wand nach vorn und bilden alsdann ein horizontales Gesims, worauf sich die Friese hinziehen. Ueber dem Fries trägt das Hauptgesims eine durchbrochene gothische


  1. Nach anderer Angabe hat das äussere Gebäude eine Länge von 174 Fuss und eine Breite von 76 Fuss 1 Zoll; der Saal dagegen 168 Fuss 6 Zoll Länge, 70 Fuss 7 Zoll Breite und 24 Fuss Höhe im Lichten.
  2. Es finden sich hier zugleich recht beherzigenswerthe Bemerkungen über die bei der Herstellung des Gebäudes mehrfach übel angewandte Sparsamkeit.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_16.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)