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dem König folgte die Königin unter ihrem Traghimmel, und ihr folgten nach viele köstliche Jungfrauen. Und sie gingen also zusammen die Trankgasse herauf durch St. Mariengreden-Kirche[1] in den Dom, und da sang man Te deum laudamus, und von dannen gingen sie zu Fuss über den Domhof und vor der hohen Schmiede[2] hin, und vor den Minderbrüdern hin, bis in seine Herberge bei St. Columba. Auch kamen mit der Königin nach Köln viele, die der Stadt verwiesen waren.

     Auf den andern Tag, nachdem der König gekommen war, da schenkte die Stadt Köln dem König 12 Wagen Hafer, 12 Wagen Wein, 6 Ochsen, dazu viele Fische und anderes. Und der König mit den Fürsten lagen zu Köln 11 Tage, und alle Tage ward der Wein geschenkt mit den Kannen dem König und den Fürsten, auch etlichen Grafen des Königs und anderer Fürsten. Als man aufbrechen sollte, nämlich auf unserer lieben Frauen Tag der Heimsuchung, da schickte der Rath von Köln den Bürgermeister und andere zu dem König und die schenkten ihm zwei silberne Kannen, ganz übergoldet, jegliche haltend 2 Quart und 1 Pint, und in den Kannen eine Summe von Gulden, und desgleichen der Königin 2 silberne übergoldete Kannen und auch etliches Geld darin.

     In demselben Jahre auf St. Peters und St. Paulsabend huldete die Stadt Köln König Maximilian nach Mittag zwischen 5 und 6 Uhr zur Zeit der Komplet, und das geschah also: Auf dem Domhof an dem Saale war ein Gesteiger gemacht mit einer grossen, breiten Treppe, und das ward behangen mit köstlichen Tapeten, die dem König zugehörten. Ein wenig vor der Zeit, ehe der König auf das Gesteiger ging, kam der eine Bürgermeister mit einem Theil Rathsherren und gingen auf das Gesteiger. Bald danach kam der andere Bürgermeister geritten mit 30 Pferden durch die Hachtpforte längs dem Steinweg bei dem blauen Stein herab bis unter die Linde, und da hielt er, bis der König mit seinen Fürsten kam. Dem reitenden Bürgermeister folgten die Gaffeln nach in ihren Harnischen mit den Wappen und standen in Ordnung von dem Steinweg an bis zu der Linde. Ein Theil stand auch von der Hachtpforte an bis an das Gesteiger, um die Bahn


  1. Die Stiftskirche Maria ad gradus.
  2. An der hohen Schmiede hiess der Strassentheil zwischen Hochstrasse und Unter Fettenhennen, da wo jetzt die Wredesche Apotheke (Nr. 147) steht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_33.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)