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diesmal alles auf, dem mächtigsten Fürsten des Erdkreises einen seiner und ihrer würdigen Empfang zu bereiten. Der feierlichen Huldigung folgte ein Festmahl im Hause Quattermart, der Abend brachte einen Fürstentanz auf dem Hause Gürzenich. Zu den Anwesenden gehörte auch der hochberühmte Maler Albrecht Dürer von Nürnberg, der in sein Reise-Tagebuch aufzeichnete[1]: „Ich hab zu Cöln auf dem Tanzhauss des Kaiser Carls Fürstentanz und Panquet gesehen am Sontag zu nacht nach aller heiligentag im 1520 Jahr, das war kostlich zugericht.“ Es war dies bei derselben Gelegenheit, wo er unser jetziges Dombild in der Rathskapelle bewunderte und niederschrieb: „Item hab 2 weiss pf. von der Taffel aufzusperren geben, die Maister Steffan zu Cöln gemacht hat.“ Aus Köln ist auch vom 4. November 1520 die kaiserliche Bestätigung datirt, wodurch der Magistrat von Nürnberg angewiesen wird, die 100 Gulden „Leibgeding“, welche Dürer von Kaiser Maximilian ausgesetzt erhalten, auf kaiserliche Abrechnung jährlichs auszuzahlen.

     Noch einmal zu desselben Kaisers Zeiten wurde Köln für eine ebenso wichtige als feierliche Verhandlung ausersehen. Zur Wahl eines römischen Königs berief Karl V. die Kurfürsten hierher; die Angelegenheiten Deutschlands sollten vorzüglich in dessen Hände gelegt werden, da der Kaiser, bei der ungeheuern Ländermasse, die seinem Scepter unterworfen war, denselben in ihrer Gesammtheit, unter den damaligen schwierigen Zeitverhältnissen, nicht immer selbst die nöthige Sorgfalt zuzuwenden vermochte. Am 5. Januar 1531 fanden sich die Kurfürsten, mit Ausnahme jenes von Sachsen, hier zusammen. Im Dom geschah, nachdem man den göttlichen Beistand angerufen, die Wahlverhandlung, und des Kaisers jüngerer Bruder Ferdinand wurde einstimmig erwählt[2]. Mehrere Tage verweilten die Fürsten in Köln, und grossartige


  1. Reliquien von Albrecht Dürer (Nürnberg, Campe, 1828) S. 102.
  2. Von verschiedenen neuern hiesigen Schriftstellern wird berichtet, dass diese Wahlverhandlung auf dem Gürzenich-Saal stattgefunden habe, und man beruft sich dabei sogar auf die Chronik von Surius. Bei diesem lese ich jedoch Folgendes: „Anno 1531 pridie Epiphaniae Domini Ferdinandus Coloniae in primario templo, ubi trium beatissimorum Magorum corpora condita asservantur, Electorum principum suffragiis creatus est Romanorum rex et die 11. mensis Januarii Aquisgrani coronatus.“ (Commentarius brevis rerum in orbe gestarum, per Laurentium Surium Carthusianum, Coloniae 1574, p. 205.)
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Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_48.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)