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Preisvertheilung an die besten Werkgesellen. Es folgte ein Lied: „Gruss an den Reichsverweser“, von Franz Weber komponirt. Darauf Einleitung des Wahlaktes durch den Präsidenten und Wahlgeschäft zur theilweisen Erneuerung des Dombau-Vereins-Vorstands. Die Handlung schloss mit der Absingung des Werkgesellenlieds von Busso von Hagen.

     4. Nachmittags 4 Uhr grosses Konzert auf dem Gürzenich.

     5. Abends 10 Uhr Ball der Vereinsgenossen auf dem Gürzenich.

     Am Sonntag, Montag und Dienstag fanden ausgewählte Vorstellungen im festlich dekorirten Stadttheater statt.

     Ueber das, was an den Tagen des 15. und 16. August auf dem Gürzenich-Saal vorgegangen, darf es hier an einem ausführlichen Bericht nicht fehlen. Die Kirchenfeier hatte am 15. bis fast 1 Uhr gewährt. In der ganzen Stadt waltete Frohsinn, denn es sollten sich Alle des grossen Ereignisses freuen. Unter die Armen der Stadt wurden 36 Ohm Wein und auf jede Flasche ein pfündiges Wurstbrod vertheilt; auch das Bürgerhospital erhielt 2 Ohm, und 1 Ohm das Waisenhaus. Ausserdem wurden in der städtischen Speiseanstalt 5000 Portionen Fleischbrühe und Fleisch vertheilt; selbst die Gefängnissbewohner wurden besser als gewöhnlich beköstigt.

     Punkt 1 Uhr öffnete sich der Saal Gürzenich, und bald waren die sämmtlichen Tische, welche von der für die hohen Gäste bewahrten Tribüne vom westlichen Ende des Saales in sechs Reihen durch den ganzen Saal liefen, besetzt. An den Tafeln der fürstlichen Gäste befanden sich 240 Personen, der Vereinsgenossen und andern Theilnehmer waren gegen 900. Der Saal selbst war in einfach grossartiger Weise ausgestattet und überreich mit Gasflammen erleuchtet. Von den Riesenwänden wallte ein prächtiger Teppich herab, mit den Wappen vieler edler Geschlechter des alten Köln und mit stilgerechten Motiven verziert, von Michael Welter so täuschend gemalt, dass Viele den Teppich für einen echten Gobelin hielten. Die Deckenfelder waren mit schwarzen Reichsadlern auf goldenem Grunde geschmückt und die Säulen mit einfachen gothischen Motiven auf Goldgrund. Ueber den Säulen waren die Wappenschilder der verschiedenen deutschen Staaten aufgehängt. Im Hintergrund der Tribüne prangte in Fasetten die Inschrift: „Ein einiges Deutschland“, rechts: „Eintracht“,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_60.jpg&oldid=- (Version vom 12.5.2018)