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links: „Ausdauer“. Mit einem reichen Blumenflor waren die Sitze der Ehrengäste der Stadt von denen der übrigen Teilnehmer des Festmahls getrennt. In der Mitte der Tribüne baute sich ein schöner Springbrunnen, der lustig seinen Strahl bis an die Decke warf. Noch ein besonderer Schmuck des Saales war das alte mächtige Stadtbanner, welches, zwischen den beiden schönen Kaminen aufgestellt, an die Reichsfreiherrlichkeit der Stadt Köln mahnte. Der Totaleindruck des Prachtsaals in der festlichen Beleuchtung war überraschend, das Ganze stand in wahrhaft künstlerischer Harmonie und gab dem Geschmack der Anordner und Ausführer das beste Zeugniss.

     Als der König und sein Ehrengast, der Erzherzog-Reichsverweser, in den Saal traten, wurden sie mit dreifachem Hoch begrüsst; lustig wirbelten dazu die Pauken, schmetterten die Trompeten und jauchzend wurde mit den Tellertüchern geschwenkt. Auf der linken Seite der Tribüne war der Ehrensitz der hohen Gäste, so dass sie den ganzen Saal überschauen konnten. In der Mitte des Tisches sass der König zur Linken des Erzherzogs; auf derselben Seite sass der ehemalige hochverehrte Gouverneur der Rheinprovinz, Prinz Wilhelm, des Königs Oheim, dann die Prinzen Karl und Friedrich, und an der andern Seite der päpstliche Nuntius Monsignore Viale Prela, der Erzbischof, der Präsident der deutschen Reichsversammlung, sowie der Präsident des Reichs-Ministerraths. Vor den hohen Gästen stand ein fast drei Fuss hoher silberner Pokal, ein wahres Kunstwerk der Silberschmiedekunst, mit fein getriebener Arbeit, historisch merkwürdig auch dadurch, dass Franz I. bei der Kaiserkrönung im Jahre 1745 aus demselben getrunken. Und jetzt wurde er dem Enkel desselben, Erzherzog Johann, dargeboten, unter dem, wie man damals hoffte, des deutschen Reiches Herrlichkeit neu erstehen sollte.

     Unter seinem Ehrenbanner geschaart, sass der Kölner Männer-Gesangverein, vereinigt mit der Liedertafel, unter ihren Leitern, den Musikdirektoren Weber und Dorn. Sie trugen 2 Lieder vor. Mit stürmischen Freudenrufen wurde das Festlied unterbrochen, welches den König, den Erzherzog-Reichsverweser und die deutschen Männer von Frankfurt begrüsste. Als sich der Jubel endlich gelegt, trat der König, ein Glas Rheinwein in der Hand, an das Blumengeländer und brachte ungefähr mit folgenden Worten dem Erzherzog-Reichsverweser einen Toast:

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_61.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)