Seite:Merlo - Köln im Jahre 1531 - 06.jpg

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Holzschnitt: das Bild der babylonischen Buhlerin, auf dem Drachen reitend. Quart.

     Das Büchlein zählt nur 6 Blätter und hat weder Orts- noch Druckerangabe.

     Nach diesen bibliographischen Mittheilungen beschäftigen wir uns nunmehr ausschliesslich mit dem, der Chronologie gemäss, unter Nr. 6 eingereihten Lobspruch, den Haselberg der Stadt Köln widmete und worin er sich auf dem Gebiet volkstümlicher Dichtkunst selbständig versuchte.

     Sein Aufenthalt in Köln wird von einiger Dauer gewesen sein. Er machte sich mit allen Oertlichkeiten und Einrichtungen aufs Genaueste bekannt, und was er sah und erfuhr, bewirkte einen so gewinnenden Eindruck auf ihn, dass er den Entschluss fasste, die berühmte freie Reichsstadt durch eine poetische Lobpreisung zu ehren. So entstand eine aus 920 Versen bestehende Dichtung, welche durch die Presse des Melchior von Neuss (bekannter unter dem lateinischen Namen Melchior Novesianus) in Köln zum Druck befördert wurde. Das Büchlein zählt 14 Blätter in Quart. Ein Holzschnitt von Anton von Worms[WS 1] (M. : 480) ziert das Titelblatt. Er zeigt den schräg gestellten Wappenschild der Stadt mit drei Kronen im obern und siebenzehn Hermelinflocken im untern Felde. Ein bärtiger Mann, mit dem Haupt nach rechts, mit dem Körper nach links gewandt, hält den Schild mit der rechten Hand; die linke hat eine flatternde Fahne gefasst; auf dem Rücken hängt sein Federhut. Der Künstler dachte an den Kölnischen Bauer.

     Dieses Haselbergsche Lobgedicht hat sich im Laufe der Zeit so selten gemacht, dass nur ein einziges Exemplar noch bekannt ist, welches in den letzten Jahren glücklicherweise für die Kölner Stadtbibliothek erworben wurde. Das Hauptverdienst des Gedichts besteht in der Ausführlichkeit, womit der Verfasser auf die verschiedenartigsten Dinge nach allen Richtungen hin eingeht. Einzelnen Stellen ist auch der poetische Werth nicht gänzlich abzusprechen, besonders da, wo er Blick und Herz der schönen Natur zuwendet, z. B. beim Beginn der Reise in den Versen 11 bis 20. Im Allgemeinen aber vermisst man die poetische Ader und findet wenig mehr als eine trockene bunte Aufstellung, vielfach mit erzwungenen oder gar verfehlten Reimen, wodurch jedoch das lokale Interesse nicht geschmälert wird.

     Wir bieten im Nachfolgenden den erneuten vollständigen Abdruck des längst vergessenen Gedichts und dürfen wohl mit Sicherheit

  1. w:Anton Woensam