Seite:Merlo - Köln im Jahre 1531 - 07.jpg

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annehmen, dass die Gabe recht Vielen willkommen sein wird. Eine eingehende Uebersicht des Inhalts schicken wir voraus.

     „Zum Kaiser stand mein Sinn und Muth, gar fern wohl in das Niederland, da ich Fürsten und Herren fand.“ Von diesem Gedanken angetrieben, schiffte Haselberg sich ein und fuhr den Rheinstrom hinab auf Köln zu. Es geschah „kurz nach des Maien Zeit“, deren liebliche Naturerscheinungen er mit innigem Gefühl hinzeichnet. Während der Fahrt bemerkt er bei Tag und Nacht am Ufer hinwallend zahlreiche Pilgerscharen, die den Heiligthümern an den berühmten Gnadenorten im Rheinlande zuströmen. Das Ziel der einen ist Aachen, wo in dem Jahre der reiche Reliquienschatz dem Volke gezeigt wurde, andere richten ihre Betfahrt nach Trier oder Köln, und wiederum andere nach Düren, um dort das Haupt der h. Mutter Anna zu verehren. Etwa eine Stunde oberhalb Köln, beim Dorfe Rodenkirchen, steigt er ans Land, vielleicht um hier dem h. Maternus, nach altherkömmlichem Brauch, seine Verehrung zu bezeugen. Er lässt das Schiff weiter fahren und setzt sich als Fussgänger in Bewegung. Die Wanderung führt ihn zunächst vor ein Gebüsch mit „über hunderttausend hohen Bäumen“ und einem grossen Bau dabei[1]. Es waren Eschen, deren Holz zu mancherlei kriegerischem Geräthe gebraucht wurde. Das Gebüsch dünkte ihm so wunderlich, dass er sich nicht genugsam darin umsehen konnte. Dann kam er vor den Stadtgraben. Durch eine äussere Pforte eintretend, sah er sich auf einen „schönen, lustbarlichen Plan“ versetzt, wo die Kölner Jugend sich in heiterer Geselligkeit zusammenfand. Viele schöne Jungfrauen waren dorthin gekommen, es wurde hofiret, getanzt und gesprungen, bei lieblichem Saitenspiel. Dieser „lustbarliche Plan“ zog sich zwischen zwei Gräben von aussen um die Stadt hin. Eine Wanderung, die Haselberg, begleitet von der Vöglein entzückendem Gesang, hier vornahm, versetzte ihn in eine Stimmung, dass er sich an die Paradiesesfreuden gemahnt fühlte. Der innere Graben war mit vielen Lustbäumen bepflanzt, da gab es Weinreben, Nüsse und Hopfen an Stangen. Dann betrachtete er die Stadtmauer mit ihren vielen Thürmen und Wichhäusern, deren er „dreiundsechszig auf einer Zeile“ zählte; auch gab es Schanzwehren und Basteien ohne Zahl. Die beiden Windmühlen auf der Mauer entgingen seinem


  1. Man möchte hier wohl an die Alteburg denken, ein ehemaliges römisches Kastell, halbwegs zwischen Rodenkirchen und Köln.