Seite:Merlo - Köln im Jahre 1531 - 08.jpg

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Blicke nicht, ebenso das starke Geschütz. Durch die Ehrenpforte tritt er ins Innere der Stadt und unternimmt zunächst eine weite Wanderung die Wallmauer entlang. Sie führt ihn an einunddreissig Pforten, gross und klein, vorüber, unter denen sich achtzehn auszeichnen, die mit schönen Thürmen und Bollwerken derart versehen sind, dass sie befestigten Burgen gleichen. Laubreiche Bäume beschatten den Wall, und an der Mauer ist eine grosse Anzahl stolzer Pfeiler angelegt, deren er bei seinem Rundgang landwärts sechshundertachtunddreissig von St. Cunibert bis zum Beyen zählt, wozu noch hundertneunzig an der Rheinseite vom Beyen bis Lyskirchen kommen. Am nördlichen Stadtende findet er ein starkes Bollwerk errichtet und einen in den Rhein erbauten Thurm. Nahebei erscheint die St. Kunibertskirche[WS 1] (in drolliger Korrumpirung nennt er den Heiligen „sant Kapertus“), ein prächtiger mit drei Thürmen gezierter Tempel. Manches Schiff pflegt hier anzulegen. Auf dem langen Weg über das Rheinwerft zeigt sich ihm manches stolze Haus und den Strom beleben zahlreiche grosse Schiffe, die „grossmächtig Gut“ nach Köln brachten. Fünf Kranen stehen bereit, sie ihrer Güter zu entledigen oder ihnen solche zuzuführen. Das zu Deutz auf der andern Rheinseite, Köln gegenüber, gelegene schöne Benediktiner-Kloster, von St. Heribert gegründet, fesselte dann seine Aufmerksamkeit, so dass er sich durch einen Schiffer „mit rother Mütze“ hinüberrudern liess. „Vor Zeiten war es ein schönes Schloss mit sechszehn grossen Thürmen, gar wohl befestigt, mit hohen Zinnen.“ Er erfährt ferner, dass hier eine Rheinbrücke gestanden, die Bischof Bruno zerstört habe, um das mächtige Kloster St. Pantaleon[WS 2] in Köln zu erbauen. Nach einer guten Bewirthung „in des Vogts Haus“ daselbst, bestieg er wiederum den Kahn und liess sich an den mitten im Strom aufgepflanzten acht Wassermühlen vorüberfahren, die den Kölner Bürgern das vom lieben Gott bescherte tägliche Brod mahlten. Die Rückfahrt führt ihn vor die Ark am Beyenthurm[WS 3], die „gar fest in den Rhein gebaut ist“. Den Thurm selbst, der den südlichen Schlussstein des Stadtprospekts bildet, fand er so mit Wehrschaft ausgerüstet, dass er sich den lustigen Reigen vorstellte, den das Pfeifen der Schlangen und anderen daselbst aufgestellten guten Geschütze hervorrufen müsste. Dem Beyenthurm widmet er sowohl in seiner äussern Erscheinung wie in seiner innern Einrichtung eine nähere Beschreibung und geht dann abwärts den Rhein entlang an einer so grossen Reihe von Wirthen vorüber, die gutes

  1. w:St. Kunibert (Köln)
  2. w:St. Pantaleon (Köln)
  3. w:Bayenturm