Seite:Merlo - Köln im Jahre 1531 - 09.jpg

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Bier und Wein verabreichen, dass er sich darüber nicht wenig verwundert. Auf zweiundvierzig gibt er ihre Zahl an, mit dem Bemerken, dass es in der Stadt selbst deren noch viele hundert gebe. Von dem Werft abgehend, betritt er jetzt die eigentliche innere Stadt und befindet sich auf dem Fischmarkt, wo Fische aller Art, gross und klein, gesalzen oder frisch, Stockfische, Häringe u. s. w., nach dem Gewicht verkauft werden. Durch die Lintgasse gelangte er auf den Altenmarkt[WS 1], wo es Tuche von mancherlei Sorten, Atlas, „Schamlot“, Seide und Sammt gab, Apotheker und „Krautenirer“ wohnten daselbst, Aepfel und Birnen, Käse, Butter, Kraut, Rüben, Brod und Mehl wurden feilgeboten und auch für die Labung mit gutem Wein und Bier war gesorgt. Nahebei wurde Heu und Stroh verkauft. Es war dies auf dem Heumarkt[WS 2], den er als einen weiten Platz schildert, der manches schöne Haus aufweist. Gar guter Wein wurde hier verzapft, aber er war theuer. „Geld musst’ er haben, der ihn wollt’ trinken“, bemerkt unser Wandersmann. Vier Garküchen, Händler mit alten Kleidern und eine Fleischhalle sind da zu finden. Der Fleischhallen gibt es fünf in der Stadt, wo man das Fleisch nach dem Pfund verkauft. Ueber den Heumarkt führte ihn sein Weg zum Marienstift im Kapitol[WS 3], wo ihm guter Wein gereicht wurde, den er sich wohl schmecken liess. Dann begab er sich zum Neumarkt, dem grossen, weiten Platz, mit vielen Lustbäumen besetzt. Hier bewundert er den Hackeneyschen Palast, des Kaisers Hof, wo man in Freuden und Saus lebt, wo Fürsten und Herren einreiten, wenn der Kaiser anwesend ist. Mit grosser Pracht ist er erbaut und nicht umsonst heisst er des Kaisers Hof. Auf seinem zierlichen Thurm übersieht man die ganze Stadt mit ihren Weingärten ringsum, die in ergiebigen Jahren über zweitausend Fuder „süss und sauer“, allein innerhalb der Ringmauer liefern. Nachdem er viele Strassen durchzogen hatte, ersah er der Stadt Kornhaus, „allen Bürgern zu grossem Nutzen erbaut; Fenster, Laden und Zinnen hat es mehr als Tage das Jahr“. Auch das Zeughaus und das Werkhaus lernt er kennen. Auf dem benachbarten Berlich befindet sich „das gemeine Haus“, das Frauenhaus. „Schöne Fräulein gehen da ein und aus.“ Nebenan liegt eine Badstube, deren die Stadt im Ganzen wohl elf besitzt. Sie werden stark besucht. Fünf Kaufhäuser gibt es in Köln, denen die Kaufleute nachlaufen, um ihre Waaren nach dem Gewicht der dortigen Wagen zu verkaufen. Bei jedem ist ein wohlgeübter Wagemeister angestellt. Wohl zweiunddreissig „Zeitglocken“ (Thurmuhren) sind