Seite:Messungen an Becquerelstrahlen.djvu/8

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nur bei den Strahlen mit Geschwindigkeiten zwischen der Lichtgeschwindigkeit und 0,95. Dies Bündel hat Herr Bestelmeyer überhaupt übersehen. Ich habe auch darüber Messungen angestellt. Deshalb habe ich bei den Resultaten, die ich hier dargestellt habe, nur die Maxima der Kurven genommen, um eben diesen Punkt zu vermeiden, und bei diesen Maximi ist der Einfluß verschwindend.

Minkowski (Göttingen): Ich will meiner Freude darüber Ausdruck geben, die experimentellen Ergebnisse zugunsten der Lorentzschen Theorie gegenüber der des starren Elektrons sprechen zu sehen. Daß dem eines Tages so sein würde, konnte vom theoretischen Standpunkte aus gar nicht zweifelhaft sein. Das starre Elektron ist meiner Ansicht nach ein Monstrum in Gesellschaft der Maxwellschen Gleichungen, deren innerste Harmonie das Relativitätsprinzip ist. Wenn man mit der Idee des starren Elektrons an die Maxwellschen Gleichungen herangeht, so kommt mir das geradeso vor, wie wenn man in ein Konzert hineingeht und man hat sich die Ohren mit Wattepfropfen verstopft. Man muß auf das höchste den Mut und die Kraft der Schule des starren Elektrons bewundern, die mit fabelhaftem Ansatz über die breitesten mathematischen Hürden hinwegspringt in der Hoffnung, drüben auf experimentellem physikalischem Boden zu Fall zu kommen. Aber das starre Elektron ist keine Arbeitshypothese, sondern ein Arbeitshindernis.

Bucherer: Die Situation wird meist falsch dargestellt. Es handelt sich nicht eigentlich um eine Entscheidung zwischen der Maxwellschen und der Lorentzschen Theorie, tatsächlich ist die Maxwellsche Theorie schon längst überwunden durch die Versuche von Michelson und Morley, sowie Trouton und Noble.

Minkowski: Nicht die Maxwellsche und die Lorentzsche Theorie sind die eigentlichen Gegensätze, sondern das starre und das unstarre, das Zeppelinsche und das Parsevalsche Elektron. Historisch will ich noch hinzufügen, daß die Transformationen, die bei dem Relativitätsprinzip die Hauptrolle spielen, zuerst mathematisch von Voigt im Jahre 1887 behandelt sind. Voigt hat damals bereits mit ihrer Hilfe Folgerungen in bezug auf das Dopplersche Prinzip gezogen.

Voigt: Herr Minkowski erinnert an eine alte Arbeit von mir. Es handelt sich dabei um Anwendungen des Dopplerschen Prinzips, die in speziellen Teilen auftreten, aber nicht auf Grund der elektromagnetischen, sondern auf Grund der elastischen Theorie des Lichtes. Indessen haben sich damals bereits einige derselben Folgerungen ergeben, die später aus der elektromagnetischen Theorie gewonnen sind.