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Seite:Meyers Universum 10. Band 1843.djvu/177

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erst in neuerer Zeit von Pariser Künstlern in Fresko ausgemalt worden. Ehedem war die Kirche auch reich an Grabmälern, unter denen sich viele schöne Werke des Mittelalters befanden, die aus dem ältern Gotteshause, an dessen Platz sich dieses erhob, dahin versetzt wurden. Sie sind aber im Sturm der Revolution, welche die Aristokratie bis auf die Wappen ihrer Grüfte zu zerstören trachtete, zertrümmert worden.




CCCCLVIII. Hildesheim.




Der Traum des Mittelalters ist ausgeträumt; nur mit seinen Monumenten tritt es da und dort in die Gegenwart wie ein Riese. Wer kann dieses Bild der alten Stadt der Carolinger anschauen ohne Bewunderung? Und welch ein furchtbarer Wechsel der Geschicke ging an diesen Denkmälern vorüber! Wie viel Throne und Völker wurden seitdem niedergeworfen, wie viel neue haben sich erhoben! Doch konnte es nicht anders seyn. Die Welt ist eine Welt von Kräften; das Starke herrscht und hat keinen Richter; es hat keine Furcht, als vor dem Stärkern. Alle Geschichte beweist dieß, und auch die Hildesheimer Geschichte ist nur ein Beleg zu Tausenden.

Ehe das Kreuz die Irmensäule des Sachsenlandes verdrängte, war diese Gegend von dem schaurigen Urwald bedeckt, der von der Weser bis zur Elbe reichte. Unter ungeheuern Bäumen hatten die tapfern Besitzer des rauhen Bodens ihre Hütten, und die Heerden wilder Thiere streiften in den unabsehlichen Forsten. Nur die Thaten des Kriegs und der Jagd beschäftigten das Volk; Ackerbau und Künste waren ihnen unbekannt. Da, im siebenten Jahrhundert, sendete England seine Apostel über das Meer, um in die norddeutschen Wälder und Völker die lichtende Axt und das leuchtende Evangelium zu tragen. Keiner war eifriger und glücklicher in diesem kühnen Unternehmen als Winfried, der heil. Bonifazius. Nachdem er die Thüringer und Hessen bekehrt hatte, kam er auch in die Gegend von Hildesheim. Er stürzte die Götzen von den Altären,