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Seite:Meyers Universum 15. Band 1852.djvu/110

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verbunden mit den Wirkungen der tropischen Sonne (die Hitze erreicht öfters 35° R. im Schatten!), machen Panama zum Heerde von tödtlichen Fiebern, und haben es in Verruf gebracht. Die einheimische Bevölkerung trägt die Spuren des ungesunden Klima’s schon an ihrem Aussehen. Es ist eine magere, schwächliche, kränkliche Raçe, und für den Fremden ist der Aufenthalt so gefährlich, daß sich Jeder bestrebt, ihn so sehr als möglich abzukürzen. – Panama ist jetzt ein offener Ort; früher war es befestigt; von einer starken Umfassungs-Mauer mit Bastionen sind noch Fragmente vorhanden. Die übrigen Fortifikationen sind bis auf das verfallene Kastell verschwunden. Sie haben großentheils das Material zu den neuen Bauten am Hafen hergegeben, welche das Bedürfniß des Transits, bei der wachsenden Frequenz des Platzes, nothwendig machte. Am Hafen stehen jetzt Magazine und Hotels, wo früher Wälle und Schanzen zu sehen waren. Von der ehemaligen Batterie, die den Hafen vertheidigte, ist bloß noch eine große Kanone übrig geblieben, über welche eine Flagge mit dem Wappen von Neugranada weht. Jenes Prachtstück, dessen eherner Mund die Grüße der kommenden und abfahrenden Dampfer mit 21 Schüssen zu erwiedern hat, verrichtet sein Amt mit spanischer Grandezza in langen feierlichen Pausen, und wenn es einige Schiffe auf einmal in Anspruch nehmen, so bleibt es ben ganzen Tag über in Thätigkeit.

Das Innere der Stadt läßt die bescheidensten Erwartungen unerfüllt. Es ist ein Bild großer Vernachlässigung. Einige Amtsgebäude und Klöster aus den Zeiten der spanischen Herrschaft stehen leer, oder dienen zu Speichern; die Straßen, obschon regelmäßig angelegt, sind sehr schlecht unterhalten und voller Schmutz; von der wegen ihrer Trägheit eben so sehr als um ihrer Prellerei willen verrufenen Bevölkerung sieht man wenig. – Die Häuser, welche gewöhnlich nur 2 Etagen haben, sind unansehnlich; ihr Baustyl macht nicht im Entferntesten Anspruch auf Schönheit, einige Hotels ausgenommen, welche der neuesten Zeit angehören und von nordamerikanischen Unternehmern aufgeführt wurden. Die untern Geschosse sind massiv, die obern von Holz; Balkone, grünbemalte plumpe Holzgitter, verunstalten die Fronten. Desto anspruchvoller kündigen die Bewohner ihre Gewerbe an. Riesenhafte Tafeln in schreienden Farben mit prahlenden Aufschriften nehmen die ganze Breite der Häuser ein, und als wäre das nicht genug, um die Aufmerksamkeit der Vorübergebenden zu erlangen, so strecken sich auch noch buntbemalte Breter quer in die Straße hinaus, deren Legenden den Reisenden in allen Sprachen verkündigen, wer in dem Hause wohnt und welchen Handel, welches Handwerk, oder welche Kunst da getrieben wird. Nirgends in der Welt versteht der Boutiquier die Reclame besser, als in Panama und nirgends weiß man mehr aus Nichts Etwas, aus Etwas sehr viel zu machen. Die großen Niederlagen, von welchen die Schildaufschriften reden, verschrumpfen, sobald man ihre Schwelle betritt, in kleine Läden, deren öfters geringe Waarenverräthe überdies allen Geschmacks in der Anordnung entbehren. Eleganz und Luxus in der Einrichtung sind