| Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band | |
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seines Genies und seines Lebens machte. Er verwandelte das Dunkel in Licht. Cook wies der Schifffahrt neue und sichere Pfade, und seine großen Entdeckungen erregten den Spekulationsgeist aller seefahrenden Nationen. Seitdem hat der große Ocean alle Flaggen gesehen. Zumal der Verkehr der amerikanischen Westküste mit Asien wurde von Jahr zu Jahr lebhafter. Nach der Emancipation der spanisch-amerikanischen Kolonien waren es sodann vorzugsweise Engländer und Nordamerikaner, welche in der Beschiffung des großen Oceans mit einander wetteiferten, wogegen die spanischen und holländischen Flaggen nach und nach aus diesen Gewässern verschwanden. Der Handel mit den neuen Freistaaten auf der Westküste Amerika’s war es jedoch nicht allein, was den britischen und nordamerikanischen Unternehmungsgeist lockte, – ein weit größerer Reiz war ihm durch den Reichthum jenes Oceans an Phokenarten geboten, deren Fang für den Zweck der Thranbereitung schon vor dreißig Jahren beständig 5–600 große Schiffe beschäftigte, Zahlen, die seitdem sich auf das Dreifache erhöht haben. Einen spätern Impuls erhielt die Schifffahrt nach jenem Meere durch die Entdeckung der wunderbaren Dungkräfte des Guano – jener, binnen undenklichen Zeiträumen, auf den sterilen Eilanden unfern der peruanischen Küste zu Bergen aufgeschichteten Exkremente der Seevögel, und dessen Anwendung in der europäischen Landwirthschaft. Die Guanoeinfuhr nach Europa aus dem stillen Meere unterhält jetzt schon eine Flotte von mehr als 200 großen Schiffen, und bei der beständigen Zunahme der Guanodüngung in allen europäischen Ländern wird sie 1000 Schiffe gebrauchen, ehe das Jahrzehnt zu Ende geht. In diesen beiden Zweigen des groß-oceanischen Verkehrs rivalisirten England und Nordamerika, und je gewinnreicher sie waren, desto mehr strebten beide Nationen, auf der Westküste Amerika’s festen Fuß zu gewinnen, um für ihre Machtentwickelung in jenen fernen Gewässern territoriale Stützpunkte zu erhalten. England kam den Amerikanern durch die Okkupation der Falklandsinseln an der Maghellanstraße, der Eingangspforte aus der Atlantis in die Südsee, zuvor; als es aber auch aus dem Oregongebiete, nördlich von Mexiko, die Amerikaner gänzlich zu verdrängen suchte, fachte es die Eifersucht der Verein. Staaten heftig an und stachelte den öffentlichen Geist der großen Republik zu Gegenmaßregeln auf, die seinen Plan vereitelten. Der Krieg mit Mexiko hat hauptsächlich der Gewinnung von Kalifornien gegolten, das in San Francisco den herrlichsten Hafen der ganzen Welt und einen Punkt besaß, um an denselben die künftige Herrschaft über den großen Ocean und sein Inselreich bis an die östliche Landveste Asiens zu knüpfen. Um die Wichtigkeit der kalifornischen Eroberung für Nordamerika an’s Fabelhafte zu steigern, wurden bald nach der Besitzergreifung des Landes seine Goldschätze entdeckt. England, so plötzlich überflügelt, sah ein, daß es mit Amerika, weil im alleinigen Besitz so riesenhafter Hülfsquellen, auf die Dauer weder im Welthandel, noch in der Machtstellung, konkurriren könne, und in dem Maße, als die große Republik, seit sie über die kalifornischen Goldniederlagen verfügte, in ihrem Verkehr mit England anmaßlicher wurde, wurde dieses nachgiebiger. Albions Stern schien auf absteigender Bahn zu wandeln. Da sollte ein noch reicherer Fund im britischen Australien im vorigen Jahr das Blatt mit einem Male
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band. Bibliographisches Institut, [Hildburghausen] [1852], Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_15._Band_1852.djvu/119&oldid=- (Version vom 29.8.2025)