| Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band | |
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des Hauses und den Tod der Menschen drinnen durch Explosion zur Folge gehabt. Während die Arbeiter oben fort und fort um das brennende Gebälk angefeuchtete Tücher schlugen, traf der Meister besonnen und ruhig die Anstalten, um mit der andern Hälfte des Personals den schwersten aller Güsse zu Stande zu bringen. Seine Anordnungen sind geschehen, jeder harrt des Zeichens – da schlägt die Thurmglocke die Mitternachtsstunde, und als der zwölfte Schlag verklungen ist, ruft der Meister mit feierlicher Stimme:
„Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr das Haus!“
Und –
„Kochend in des Henkels Bogen
Schießt’s mit feuerrothen Wogen“.
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In die Erd’ ist’s aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt;
Wird’s auch schön zu Tage kommen,
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Guß mißlang?
Wenn die Form zersprang?
Aber gelungen war der schwere Guß in wunderbarer Vollkommenheit, wie keiner der frühern, und der Meister konnte mit froher Zuversicht seinen Gesellen zurufen:
„Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hat’s erfüllt,
Daß sich Herz und Auge weide,
An dem wohlgelung’nen Bild.
Schwingt den Hammer, schwingt,
Bis der Mantel springt!
Wenn das Bild soll auferstehn,
Muß die Form in Stücken gehen“.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band. Bibliographisches Institut, [Hildburghausen] [1852], Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_15._Band_1852.djvu/130&oldid=- (Version vom 30.8.2025)