| Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band | |
|
|
einer barbarischen Gesittung, welche nie aus dem engen Kreise despotischer Herrscher und ihrer Satrapen drang, und die sich stets nur auf das bitterste Volkselend, durch Sklaverei und Rechtlosigkeit erzeugt, gestützt hat. Kein Gedanke betrauert den Untergang ihrer Paläste und Mausoleen, deren Steine Menschenblut kittete und in deren Pracht und Ueppigkeit das Vermögen, der Wohlstand, das Glück ganzer Völker begraben lag. Der Geist der Humanität, welcher bei einem griechischen Säulenknauf, den ein Brombeerstrauch liebend umrankt, sich wehmüthig erregt fühlen kann, geht froh an den Trümmern solcher Tyrannenherrlichkeit vorüber.
Auch an dir geht er ohne Trauer vorüber, du letzte Trümmer von Akbar’s weltberühmtem Säulenhaus bei Futtepore, – dem Hause jenes gefürchteten Akbar’s, der, der Größte der Moguldynastie, halb Indien verwüstet und sein Eroberungsschwert in das Blut von mehr als einer Million Menschen getaucht hat. Die Werke seiner Pracht sind vergangen nach zwei kurzen Jahrhunderten; sein Geschlecht in ausgerottet; aber seine Unthaten hat die Geschichte in ihr Buch eingetragen. Da werden sie verzeichnet bleiben, nachdem die fortschreitende Gesittung das letzte Kranzblatt falschen Ruhms von seinem Haupte längst gestreift hat.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band. Bibliographisches Institut, [Hildburghausen] [1852], Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_15._Band_1852.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.9.2025)