| Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band | |
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Staats, von hier strömen Bildung, Gemeinsinn und Humanität, genährt und gepflegt von tüchtigen Menschen, durch die Adern des Landes. Patriotische Männer riefen gemeinnützige, wissenschaftliche und wohlthätige Anstalten in’s Leben, die Regierung bot ihnen dazu bereitwillig die Hand und half höhere Lehranstalten, Bibliotheken und Institute für die Bildung der Handwerker und Fabrikanten begründen. Hochsinnige Bürger verwendeten dazu ihr Vermögen. Carl Herrose und Joh. Georg Hunziker errichteten in Aarau eine polytechnische Schule, die erste der ganzen Schweiz. Rudolph Meyer, dessen großartiger Gemeinsinn so Vieles in der Schweiz geschaffen und angeregt hat, stattete das Gymnasium mit fürstlicher Freigebigkeit aus. Eifer für alles Gemeinnützige und Unternehmungsgeist sind charakteristische Zuge der Aarauer, und ein milder Geist der Humanität hat mehr als an andern schweizer Orten die Bevölkerung durchdrungen.– Zschokkes Wirken burch Geist und Beispiel ist sichtbar in vielen Dingen, und obschon der Weise selbst der Erde entrückt ist, wird sein Daseyn beständig unvergessen bleiben.
In Michel Angelo’s „Jüngstem Gericht“ ist eine gar ergötzliche Figur zu schauen von einem Verdammten, der einen großen Geldsack mühsam hinter sich herschleift, während ein Teufel ihn mit dem Schwanze dem Höllenrachen zupeitscht. Der arme Schelm ist im Begriff, über der Anstrengung seine Schellenkappe zu verlieren; der mitleidige Teufel aber greift zu und schiebt sie ihm wieder zurecht. Wie manche nicht minder komische Gruppe würde das Bild enthalten, hätte der Maler das Leben und Treiben in den kalifornischen Schluchten und Bergen schauen können, wo der Zauberer Gold mit dem Menschen sein Fastnachtsspiel treibt.
Der Golddurst ist seit der Entdeckung des fabelhaften Reichthums, den das Gebirge Sierra Nevada in Kalifornien in seinem Schooße birgt, eine Art Typhus geworden, der ganze Völker ansteckte. Wie die Predigten des Peter von Amiens einst Hunderttausende von dem heimathlichen Heerde nach Palästina trieb, und wie damals weder Gefahr noch Leid den Menschenstrom zu hemmen im Stande waren, so setzen jetzt die Berichte aus dem Goldlande am Stillen Meere und die Erzählungen von den glücklichen Funden,
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band. Bibliographisches Institut, [Hildburghausen] [1852], Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_15._Band_1852.djvu/151&oldid=- (Version vom 3.9.2025)