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Seite:Meyers Universum 15. Band 1852.djvu/33

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DCLXVIII. Der Hof der Tuilerien in Paris.




„Wer wird nach Louis Philipp dies Haus bewohnen? Das Kind, sein Enkel, welches mit einer Krone nur spielen, sie nicht tragen kann? Oder einer aus dem Triumvirat der Prätendenten? Oder wer sonst? Das Schicksal rüttelt die Würfel: aber Gott weiß, für wen sie fallen“.

So schrieb ich im Jahre 1844 in diesem Buche[1].

Seitdem ist der Hof der Tuilerien zum dritten Mal der Friedhof der Bourbonenherrschaft geworden. Zum dritten Mal stürzte das Volk die Vertheidiger derselben aus den Fenstern des Palastes; noch einmal sahen die Tuilerien einen König fliehen vor dem Vive la Republique und zum Vagabonden werden in seinem eigenen Reiche; noch einmal sahen sie die Proletarier in den goldenen Sälen, welche sonst nur die Fürsten und Großen zu betreten wagten, und noch ein Mal streuete der Gamin die Asche eines Throns jubelnd in alle Winde. Dem Bürgerthum kann’s nicht wohnlich seyn im Hause der Monarchie: die Republik schloß also die Tuilerien zu und schrieb den Spruch über die Pforte:

„So knechtet Euch der Menschen Lob und Spott,
Macht heut’ Euch ehrenreich und morgen ehrlos“.

Aber während ich dies schreibe (am 2. December), hat sie das Schicksal wieder aufgeriegelt, damit der Schatten des großen Kaisers Einzug halte, und mit diesem Tage beginnt für Europa die neue Aera des byzantinischen Cäsarenthums – oder das Zeitalter eines zweiten Attila, der Geißel Gottes, um ein verderbtes Geschlecht zu züchtigen.

Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kam zur Erde,

Den Frieden Euch zu bringen. Nein! das Schwert!“[2]