| Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band | |
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und beständig solch ein Beispiel nationaler Gerechtigkeit, allgemeiner Wohlfahrt und wahren Ruhms zu geben, daß andere Nationen daran die Segnungen der Selbstregierung, die Macht und Kraftentwickelung, welche eine solche ermöglicht und das unvergleichliche Gedeihen eines wahrhaft freien Volkslebens erkennen und den langen Weg voll Mühe und Selbsterziehung nicht scheuen, der uns dahin geführt hat“.
„Die Union durchlebt jetzt eine Periode des Fortschritts, wie er in der Weltgeschichte ohne Beispiel ist. In dem abgelaufenen halben Jahrhundert hat sich die Anzahl unserer Staaten nahezu verdoppelt, die Volksmenge sich vervierfacht, das Nationalvermögen ist um weit über das Zehnfache vergrößert und unsere Grenze vom Missippi bis zum Stillen Ocean gerückt. Unser Gebiet, an natürlichen Schätzen so unermeßlich reich, und mit allen Mitteln für den Erwerb und für den Comfort des Lebens gesegnet, ist mit einem Netz von 17,000 Meilen Eisenbahnen durchzogen und wird von 4000 Meilen Kanälen durchfurcht, 2500 Dampfschiffe bedecken unsere Ströme, unsere Seen, alle Meere; unsere Segelflotte ist an Zahl und Trächtigkeit die erste der Welt geworden. Die erfinderische Begabung in unserm Lande ist auf’s Höchste gespannt, und die zahlreichen Gesuche um Patente für wichtige Entdeckungen und Verbesserungen in allen Gebieten der angewandten Wissenschaft zeichnen das große Volk vor allen andern aus. Der Genius eines Amerikaners hat es den Menschen ermöglicht, gegen Wind und Wellen zu steuern, der Geist eines andern hat für die Mittheilung der Gedanken den Raum vernichtet. Das ganze Land ist voll der kühnsten Unternehmungen, gegen welche die Wunder der alten Welt ganz verschwinden. Unsere Schulen gewähren die Fülle des Unterrichts dem ganzen Volke, welches in der Intelligenz Aller den stärksten Hort der Freiheit sieht, unsere Betriebsamkeit häuft den Luxus und die Bequemlichkeiten des Lebens zusammen, und unser Reichthum, das Produkt unsers rastlosen Fleißes, gibt die Mittel her, es zu verschönern und zu veredeln“.
„All dies überschwängliche Wohlergehen verdanken wir allerdings zum Theil unserer eigenthümlichen Lage, unserm fruchtbaren Boden, unserer verhältnißmäßig noch dünnen Bevölkerung. Aber das Meiste kommit – das wissen wir Alle, – doch auf Rechnung der volksthümlichen Staatseinrichtungen, unter denen wir leben, auf Rechnung der wohlfeilen, scharf kontrollirten Selbstregierung, die nichts vergeuden kann von dem Vermögen des Volks zu läppischen, unnützen, oder volksfeindlichen Zwecken; es kommt auf Rechnung des Umstandes, daß Jeder seine Fähigkeiten zu ehrlichem Erwerb und Fortkommen ganz ungehindert gebrauchen kann, daß Jedermann seine Freiheit, sein Eigenthum, seine Person, der Staatsgewalt gegenüber, gesetzlich und vollkommen sicher gestellt weiß, und Jedermann der Ueberzeugung voll ist, daß seine Regierung, die er selbst gemacht hat, überall gleichen Schritt mit den Wünschen, Interessen und Fortschritten des Volks hält und halten – muß. Und so mögen Sie mir, nahe dem Tage, wo ich die Macht und Gewalt, die das Volk mir als den ersten Magistrat dieser großen Republik zuerkannt hat, in die Hände zurückgebe, aus denen ich sie empfangen, und ich wiederkehre in den Kreis des Bürgers und meines stillen
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band. Bibliographisches Institut, [Hildburghausen] [1852], Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_15._Band_1852.djvu/89&oldid=- (Version vom 26.8.2025)