| Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band | |
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Auch der Norden hat seine Eden. Gönnt Neapel den milden Himmel, die lauen Lüfte, das blaue Meer mit seinen lieblichen Inseln, seinen Feuerberg, seine duftenden Orangenhaine, seine feurigen Reben: im Besitze der Alpenwelt darf der Deutsche kein Land um die Schönheiten der Natur beneiden.
Dieses reizende Bild aus den deutschen Alpen ist nur Eins von Tausenden.
Von dem mit dem prächtigsten Grün überkleideten Hügel des Vorgrunds siehst Du in ein weites Thal, dessen ganze Fläche, bis dicht unter Deinem Standpunkte, mit einem prächtigen Wasserspiegel ausgegossen ist, welchen die schillernden Farben des Smaragds und Malachits durchleuchten. Reizend geformte Eilande tauchen empor wie die Nymphen des Sees. Sie sind mit Obsthainen bepflanzt, aus denen bald ein Kloster, bald ein Kirchlein heraussieht, bald ein schmucker Landsitz, weiß, mit grünen zierlichen Gallerien und Fensterläden; oder ein stattlich Gasthaus mit vorspringenden und buntbemalten flachen, steinbelasteten Giebeln, das schon aus der Ferne der Gesellschaft winkt, die unter Musik und Gesang auf dem Dampfer die grüne Woge durchschneidet. – Unwiderstehlich zieht’s Dich hinaus in’s Boot, das Seethal hinauf. Die Ufer sind bald flach und mit Gehöften und Weilern besetzt, bald schroff und von bewalderen Höhen überschattet. Dort tritt ein Felsenriff kühn in die dunkle Fluth; Du umfährst es und ein neues
- ↑ Vergl. den Art. Berchtesgaden, S. 53, des VI. Bandes.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfzehnter Band. Bibliographisches Institut, [Hildburghausen] [1852], Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_15._Band_1852.djvu/97&oldid=- (Version vom 26.8.2025)