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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

und Wörtersammlungen enthält des Prinzen von Wied „Reise in das Innere Nordamerikas“ (Kobl. 1838–41, 2 Bde.).

Krähenscharbe, s. v. w. Kormoran.

Krahn, s. Kran.

Krähwinkel, fingierter Ort, durch Kotzebues „Deutsche Kleinstädter“ als Schauplatz aller lächerlich-albernen Streiche bekannt.

Kraich, rechtsseitiger Nebenfluß des Rheins in Baden, entspringt bei Derdingen im Württembergischen und mündet nach 65 km langem Lauf oberhalb Speier. Nach ihm benannt ist der durch seine Naturschönheiten ausgezeichnete Kraichgau, die etwa 50 km lange und 40 km breite Gegend zwischen dem Neckar im N. und O., der Enz und Eisenbahnlinie Durlach-Pforzheim im S. und der Main-Neckarbahn im W., und das Kraichgauer Bergland, ein aus Muschelkalk bestehendes, flach gewelltes Plateau, welches die nördliche Fortsetzung des Schwarzwaldes bildet, sich aber nur im westlichen und nördlichen Abhang und im Winkel zwischen Neckar und Enz in den ausgedehnten Rücken des Heuchel- und Strombergs gebirgsartig aufbaut und im Königsstuhl bei Heidelberg die höchste Höhe (568 m) erreicht.

Krailsheim (Crailsheim), Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, an der Jagst, Knotenpunkt der Linien Heilbronn-K., K.-Mergentheim und K.-Goldshöfe der Württembergischen sowie K.-Furth i. W. der Bayrischen Staatsbahn, 412 m ü. M., hat ein Schloß, eine schöne evang. Kirche im gotischen Stil, 2 evang. Kapellen, eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein reiches Hospital, ein Rathaus mit 71 m hohem Turm, ein Amtsgericht, bedeutende Gipsfabriken und Gerbereien, Mahl-, Kunst- und Sägemühlen, eine Eisenbahnreparaturwerkstätte, bedeutenden Landesprodukten- und Viehhandel, Fischzucht, besuchte Märkte und (1885) 4710 meist evang. Einwohner – K. ward 1338 Stadt, fiel später an die Burggrafen von Nürnberg, ward 1688–97 mehrmals von den Franzosen geplündert, kam 1791 an Preußen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg.

Krain (vgl. beifolgende Karte „Krain, Istrien“), Herzogtum und Österreich. Kronland, grenzt nördlich an Kärnten, nordöstlich an Steiermark, südöstlich und südlich an Kroatien, westlich an Istrien und Görz und hat einen Flächengehalt von 10,033 qkm (182,2 QM.). K. ist vorwiegend Gebirgsland, dessen Hauptabdachung von NW. nach SO. gerichtet ist, und welches teils dem Alpen-, teils dem Karstgebiet angehört. Im N. und NW. erheben sich die Fortsetzungen der südlichen Kalkalpenzone, welche in drei nach Natur und Charakter verschiedenen Gliedern auftreten: in der Gruppe der Julischen Alpen (s. d.) mit dem Terglou (2865 m), Mangart u. a.; ferner in den Karawanken, welche mit einer merkwürdigen Anhäufung von Paßbildungen in dem Winkel, wo K., Görz und Kärnten zusammenstoßen (Pässe: Saifnitz, Ratschach, Tarvis, Predil, Wurzen u. a.), beginnen, sich aber rasch zu einer schroffen, kahlen Kette mit mehr als 2000 m hohen Gipfeln (Grintouz 2558 m, Loiblpaßübergang 1275 m) erheben, welcher südlich und südöstlich kleine Bergplatten vorlagern; endlich in den Steiner Alpen (mit der Oistritza, 2348 m), welche gegen die Save mit niedern Waldbergen endigen. Die Thäler des Isonzo, der Idrizza und Zeyer schließen jene Alpen vom Karst (s. d.) ab, von welchem die östliche Abteilung mit mehreren Bergplatten (Birnbaumer Wald mit Nanos 1299 m, Piukaplanina 1266 m und Krainer Schneeberg 1796 m), der Hochfläche der Windischen Mark mit dem Hornbühel (1099 m) und der Bergkette des Uskokengebirges (1184 m, im SO. des Landes) in K. liegen. K. gehört mit sehr geringen Ausnahmen zum Gebiet der Save, nur der westliche Abhang des Karstes gehört zum Adriatischen Meer (mit der Idria und Wippach, Nebenflüssen des Isonzo, und der Reka-Timavo). Die Save entsteht im Land aus der Verbindung der Wocheiner mit der Wurzener Save (bei Radmannsdorf) und fließt von da ab noch 134 km durch K., darunter 52 km als Grenzfluß gegen Steiermark. Ihre Zuflüsse in K. sind: die Zeyer, Laibach, Gurk und der Grenzfluß Kulpa rechts, die Kanker und die Steiner Feistritz links. Der merkwürdigste dieser Flüsse ist der Höhlenfluß Laibach (s. d.). Im Quellgebiet der Save liegen die drei schönen Gebirgsseen, welche von den Orten Wurzen, Wochein und Veldes ihre Namen führen. Der Zirknitzer See (s. d.) im Karstgebiet ist der bekannteste der periodischen Seen. Soweit K. Karstnatur hat, ist sein Inneres von Höhlen durchzogen, deren wichtigere genau durchforscht sind, namentlich von Ad. Schmidl (gest. 1863); weit berühmt ist die Grotte von Adelsberg (s. d.), andre sind die Magdalenengrotte, die Höhle von Planina. Von Mineralquellen sind nur die Thermen von Töplitz bei Rudolfswerth und das Laubad von Veldes zu nennen. Der nördliche Teil des Landes, das obere Flußgebiet der Save mit der großartigen Alpennatur und der fruchtbaren Laibacher Ebene, führt den Namen Oberkrain (Gorensko); der südöstliche Teil zwischen der Save und Kulpa, teils vielfach durchbrochenes Mittelgebirge, teils (im W.) dem Karst angehörig, heißt Unterkrain (Dolensko); der Karst in seiner ganzen Ausdehnung bildet Innerkrain (Notrajnsko). Das Klima ist in diesen Landesteilen verschieden. Oberkrain hat kaltes Alpenklima; Unterkrain hat an der Gurk und Kulpa dem Weinbau günstiges Klima, sonst ist es rauh; Innerkrain ist der kälteste, rauheste Landesteil, hier brausen die berüchtigten Borastürme (Nordost) mit den großartigen Schneeverwehungen im Winter. Die mittlere Jahrestemperatur von Laibach ist 9,4° C., von Rudolfswerth 9,8° C. Die mittlere Wärme des Juli beträgt für Laibach 19,6° C., für Rudolfswerth 20,1° C. Der Niederschlag ist beträchtlich (136 cm), und Gewitter sind häufig. Die Pflanzen- und Tierwelt ist im allgemeinen der mitteleuropäischen angehörig.

Die Bevölkerung belief sich im J. 1869 auf 466,334, im J. 1880 auf 481,243 Seelen, zeigt also eine geringe Zunahme (jährlich 0,29 Proz.). Auf 1 qkm kommen 48 Bewohner. Der Nationalität nach gehört die überwiegende Majorität (94 Proz.) dem südslawischen Stamm der Slowenen an, welcher im SO. in den kroatischen Volksstamm übergeht. Nur der Bezirk Gottschee bildet eine deutsche Sprachinsel mit ungefähr 15,000 eingewanderten Deutschen alemannischen Stammes, überdies leben Deutsche in der Landeshauptstadt und in einigen Orten (im ganzen 29,400). Der Konfession nach sind die Bewohner fast ausschließlich römische Katholiken und gehören zur Laibacher Diözese. Nirgends als im Lande der Slowenen findet man so viele auf Bergen und Hügeln frei stehende Kirchen, dreimal soviel als Pfarrkirchen. Im Charakter der Krainer treten im allgemeinen Arbeitsamkeit und Ausdauer, Gastfreundschaft, Vaterlandsliebe, Frömmigkeit und Rechtschaffenheit als liebenswürdige Eigenschaften hervor; nicht zu verschweigen sind dagegen ihr Hang zur Prahlerei, Eigensinn, ihre Neigung zum Aberglauben und Unmäßigkeit. Groß ist ihre Liebe zum Gesang und ihr Reichtum an Volksliedern, Volksmärchen und Sagen. Was die Kulturverhältnisse betrifft, so sind von der

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0136.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)