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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Pyramiden, Makropyramiden) und wieder andre durch eine Streckung in der Brachydiagonale (brachydiagonale Pyramiden, Brachypyramiden). Ferner kommen neben den aufrechten (Fig. 22) liegende Säulen

Fig. 21. Fig. 23.
Rhombische Pyramide Makrodiagonales Doma
Fig. 22. Fig. 24.
Rhombisches Prisma Brachydiagonales Doma
Kristallformen des rhombischen Systems.

(Domen, Plural von Doma) vor, und zwar werden teils makrodiagonale Domen (Makrodomen, Querdomen, Fig. 23), teils brachydiagonale Domen (Brachydomen, Längsdomen, Fig. 24) unterschieden. Endlich treten noch drei Flächenpaare auf, eins, den K. nach oben und unten begrenzend, das basische Pinakoid (Endfläche, Basis), eins, das rechts und links liegt, das brachydiagonale Pinakoid (Brachypinakoid, Längsfläche), und eins, das vorn und hinten auftritt, das makrodiagonale Pinakoid (Makropinakoid, Querfläche). Beispiele rhombisch kristallisierender Körper: Schwefel, Antimonglanz, Wismutglanz, Auripigment, Strahlkies, Arsenkies, Pyrolusit, Baryt, Cölestin, Anhydrit, Strontianit, Witherit, Aragonit, Andalusit, Topas, Kieselzink; Bittersalz, Kalisalpeter, Chlorbaryum, salpetersaures Silber, Weinstein.

IV. Monoklines (monoklinisches, monoklinoedrisches, klinorhombisches) System.

Die Figuren werden nach einer der beiden Achsen, welche untereinander den schiefen Winkel bilden, aufrecht gestellt (Hauptachse); dann unterscheiden sich die beiden übrigen dadurch, daß die eine, am Beschauer

Fig. 25. Fig. 26. Fig. 27.
Monokline Pyramide Orthodoma Trikline Pyramide
Kristallformen des monoklinen u. triklinen Systems.

vorüberstreichende Nebenachse senkrecht zur Hauptachse steht (Orthodiagonale), die andre einen schiefen Winkel mit derselben bildet (Klinodiagonale). Pyramiden, Prismen, Domen und Flächenpaare sind dann ähnlich wie im rhombischen System zu bezeichnen, nur daß die Adjektive „orthodiagonal“ und „klinodiagonal“ anzuwenden sind. Nur muß noch hervorgehoben werden, daß, den Achsenlagen entsprechend, weder Pyramiden (Fig. 25) noch Orthodomen (Fig. 26) dem Begriff der einfachen Formen entsprechen, indem nur je die Hälfte der begrenzenden Flächen untereinander kongruent ist. Sie zerfallen demnach in zwei Hälften (Hemipyramiden und Hemidomen, in den Figuren mit + und − bezeichnet), eine mathematische Konsequenz, der sich auch die Natur dadurch unterwirft, daß oft an Kristallen nur solche halbe Pyramiden und Domen entwickelt sind. Beispiele monoklin kristallisierender Körper: Realgar, Malachit, Kupferlasur, Gips, Epidot, Pyroxen, Hornblende, Orthoklas; Eisenvitriol, chlorsaures Kalium, Borax, Bleizucker, Oxalsäure, Weinsäure.

V. Triklines (triklinisches, triklinoedrisches, klinorhomboidisches, asymmetrisches) System.

Wie im rhombischen System ist die Aufstellung der Figuren eine willkürliche, und die zu Nebenachsen degradierten Achsen müssen auch wie dort als Makrodiagonale und als Brachydiagonale unterschieden werden. Da sich, der Achsenlage entsprechend, alle Figuren in Flächenpaare als einfache Formen auflösen (die Pyramiden in Viertelspyramiden, Tetartopyramiden, in Fig. 27 mit und bezeichnet) und die Natur auch hier häufig nur solche Teilformen zur Entwickelung bringt, so leiden die Kristalle des triklinen Systems häufig an einer großen Asymmetrie, welche der kristallographischen Interpretation oft Schwierigkeiten bereitet. Beispiele triklin kristallisierender Körper: Albit, Oligoklas, Labradorit, Anorthit; Kupfervitriol, Traubensäure.

VI. Hexagonales (monotrimetrisches) System.

Die Figuren werden nach der ungleichen (Vertikal-, Haupt-) Achse senkrecht aufgestellt, wodurch die

Fig. 28. Fig. 30.
Hexagonale Pyramide Hexagonales Prisma
Fig. 29. Fig. 31.
Zwölfseitige Pyramide Zwölfseitiges Prisma
Kristallformen des hexagonalen Systems.

drei gleichen (Horizontal-, Nebenachsen) in die Augenebene des Beschauers fallen. Hierdurch ergibt sich eine vollkommene Analogie mit den Gestalten des quadratischen Systems, die sich in der übereinstimmenden Unterscheidung von Pyramiden u. Säulen zweiter Ordnung von denen erster Ordnung durch eine veränderte Stellung zu den Achsen ausdrückt. Fig. 28, hexagonale Pyramide (hexagonales Dodekaeder). Fig. 29, zwölfseitige Pyramide (dihexagonale Pyramide, Didodekaeder). Fig. 30, hexagonale Säule

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0231.jpg&oldid=- (Version vom 25.11.2021)