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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

rückte über Tarsos nach Issos. Hier deckte seine Flotte unter dem Ägypter Tamos, vereinigt mit einem spartanischen Geschwader, die Pässe Kilikiens gegen den dortigen Satrapen, und K. gelangte darauf, ohne angegriffen zu werden, nach Thapsakos und zog meist das linke Ufer des Euphrat entlang bis in die Ebene von Kunaxa, 500 Stadien von Babylon. Hier stieß er auf Artaxerxes, der aus den Provinzen des obern Asien ein Heer gesammelt hatte, das nach Ktesias gegen 400,000 Mann, nach der, von Xenophon übrigens nicht verbürgten, Angabe in der „Anabasis“ über eine Million betrug, wogegen die ganze Streitmacht des K. nach Xenophon nur ungefähr 13,000 Griechen und 100,000 Asiaten zählte. K.’ Heer wurde geschlagen, er selbst fiel im Kampf, als er die Leibwache des Königs zu durchbrechen und auf seinen Bruder einzudringen versuchte (401). Dies und den berühmten Rückzug der 10,000 Griechen hat Xenophon in seiner „Anabasis“ erzählt.

Kyrrhestĭka, im Altertum Landschaft im nördlichen Syrien, zwischen Antiochia und Kommagene, mit den Städten Zeugma, Hierapolis, Kyrrhos, Beröa u. a.

Kyselak, Joseph, als Sonderling bekannter Reiseschriftsteller, geb. 1795 zu Wien, durch seine Manie, seinen Namen überall, selbst an den höchsten Felsen der von Touristen besuchten Gegenden, in großen Buchstaben anzubringen, zu einer typischen Figur geworden.

Kysmerer, Paul, alttschech. Schriftsteller, geboren um die Mitte des 16. Jahrh. zu Schemnitz, wurde Stadtschreiber, trat, obschon verheiratet, zu Krakau in den geistlichen Stand, wirkte dann in Böhmen, Schlesien und Ungarn und endete seinen unsteten Lebenslauf 19. März 1589 in Ungarisch-Brod. Sein 1580 gegen die Sekte der Böhmischen Brüder veröffentlichtes Pamphlet rief einen großen Sturm hervor. Er schrieb noch: „Die böhmische Komödie vom Reichen und Lazarus“ (1566); „Die neue Komödie von der Witwe etc.“ (Leitomischl 1573); das Drama „Tobias“ (Olmütz 1581); „Leges ecclesiasticae ad disciplinam et censuram vitae“ (1576) etc.

Kystōma, s. Eierstock.

Kythēra, Insel, s. Cerigo.

Kythereia, Beiname der Aphrodite, von der ihr geweihten Insel Kythera.

Kythnos, griech. Stadt und Insel, s. Thermia.

Kyzĭkos, milesische Kolonie in Mysien, auf der Südspitze der Insel Arktonnesos in der Propontis (Marmarameer); die heute mit dem Festland zusammenhängt, beherrschte in ihrer Blütezeit (4.–2. Jahrh. v. Chr.) die Inseln der Propontis und Teile der mysischen Küste. Von Mithridates 74 v. Chr. hart belagert, wurde die Stadt durch Lucullus entsetzt, verlor aber unter Tiberius ihre Freiheit. Dennoch blieb sie noch lange durch Handel, Fischfang und Schiffahrt blühend, bis mehrere Erdbeben, besonders 443 n. Chr., und die Eroberung durch die Araber (675) sie völlig vernichteten. Weit verbreitet waren ihre Goldmünzen. Ruinen Bal-kiz-serai. Der griechische Erzbischof mit dem Titel von K. ist der vierte im Rang nach dem ökumenischen Patriarchen und residiert in Artake. Beliebt ist in Konstantinopel ein Schaumwein aus K.

Kyzyl (spr. kisil, türk.), in zusammengesetzten Ortsnamen oft vorkommend, bedeutet „rot“.

Kyzyl Irmak, s. Kisil Irmak.

Kze., s. Kunze.




L.

L (el), l, lat. L, l, ein tönender Gleite- oder Zitterlaut (Liquida), ist als solcher so nahe mit den Vokalen verwandt, daß es sogar wie ein Vokal silbenbildend auftreten kann, z. B. in dem deutschen Wort Handel (spr. handl); doch gibt es auch ein tonloses l, z. B. im Deutschen nach s und t. Außerdem kann man, je nach der Stellung der Zunge, unterscheiden ein cerebrales l, das wie das cerebrale r (s. „R“) durch Zurückbiegen der Zungenspitze nach oben gebildet und im altem Sanskrit durch einen besondern Buchstaben, im Welsch, der Sprache von Wales, durch ll bezeichnet wird; ein dentales oder alveolares l, im Deutschen und den meisten Sprachen die gewöhnlichste Art des l, wie das entsprechende r einfach durch Anlegung der Zungenspitze an das hintere Zahnfleisch der Oberzähne (Alveolen) gebildet, und ein dorsales oder mouilliertes l, französisch (z. B. in Versailles) und spanisch ll, italienisch gl, portugiesisch lh, im Slawischen lj, ein durch Annäherung des Zungenrückens an den harten Gaumen mit gleichzeitiger Herabbiegung der Zungenspitze gebildetes l, bei dem ein j leise nachtönt. Allen Arten von l ist gemeinsam, daß, wie bei der Bildung von d und t, die Zungenspitze den Mund nach vorn zu in der Mitte absperrt, dagegen die Luft seitwärts an den beiden Backen entlang vorbeistreicht. Geschichtlich betrachtet, ist das l sehr häufig aus r entstanden, das in den indogermanischen Sprachen ursprünglich allein vorhanden war. Im Sanskrit gibt es ein besonderes Zeichen für das vokalische l, wie auch im Böhmischen l als Vokal vorkommt. Unser Buchstabe l geht durch Vermittelung des lateinischen l auf das griechische Lambda (Λ, λ) zurück, das seinerseits von dem semitischen (phönikischen) Lamed („Ochsenknittel“) abstammt.

Abkürzungen.

Als römisches Zahlzeichen ist L = 50 (daher zwei übereinander gesetzte L [später abgerundet C] = 100); als Abkürzung bedeutet L in römischen Inschriften, Handschriften etc. Lucius, Lälius, Lector, Liber, Libertus etc., im neuern Latein Linea (Zeile), Licentiatus etc.; auf französischen Kurszetteln steht L für Lettre, Brief (s. d., S. 420); auf französischen Münzen bedeutet es die Münzstadt Bayonne.

l, amtliche Abkürzung für Liter.
L, l oder £, in England = Livre Sterling, Pfund Sterling.
L., bei naturwissenschaftl. Namen für Karl v. Linné (Vater), wie L. fil. für K. v. Linné, Sohn.
l. a., auf Rezepten = lege artis (lat.), nach Vorschrift der (pharmazeutischen) Kunst.
L. A. M. = liberalium artium magister (lat.), „Lehrer der freien Künste“; vgl. Freie Künste.
l. b. s. = lectori benevolo salutem! (lat.), dem geneigten Leser Heil (oder Gruß)!
l. c. = loco citato (lat.), am angeführten Ort (vgl. unten: „l. l.“).
L. D. (E. G.) = laus Deo (et gloria), Lob (und Preis) sei Gott!
L. H. A., in England = Lord High Admiral; desgl. L. H. C. = Lord High Chancellor, L. H. T. = Lord High Treasurer (vgl. die Art. „Admiral“, „Kanzler“, Treasurer).
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0370.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)