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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Lavieren (franz., „waschen“), in der Malerei s. v. w. eine aufgetragene Farbe mit Wasser vertreiben (auch adoucieren genannt); lavierte Zeichnung, s. v. w. Zeichnung au lavis (s. Lavis).

La Villemarqué (spr. lă wilmarké), Théodore Hersart, Vicomte de, franz. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 1815 zu Quimperlé in der Bretagne, Mitglied des Instituts und korrespondierendes Mitglied der Berliner Akademie. Er veröffentlichte: „Barzaz-Breiz. Chants populaires de la Bretagne“ (Par. 1840, 2 Bde.; 6. Aufl. 1867); „Contes populaires des anciens Bretons“ (1842, 2 Bde.); „Poèmes des bardes bretons“ (1850, 2. Aufl. 1860); „Notices des principaux manuscrits des anciens Bretons“ (1856); „Le grand mystère de Jésus, drame breton du moyen-âge“ (2. Aufl. 1866); „La légende celtique en Irlande, en Cambrie et en Bretagne“ (1859); „Myrdhinn, ou l’enchanteur Merlin“ (1861); „Les romans de la Table-ronde“ (4. Aufl. 1861) und „Poèmes bretons du moyen-âge“ (1879). Auch gab er Le Gonidecs „Dictionnaire français-breton“ (1847) mit einer Geschichte der bretonischen Sprache heraus.

Lavinĭa, Tochter des Latinus, Königs von Latium. Anfangs dem Turnus versprochen, wurde sie von ihrem Vater mit Äneas verheiratet, welchem sie den Äneas Silvius gebar.

Lavinĭum, alte, der Sage nach von Äneas gegründete und seiner Gattin Lavinia zu Ehren benannte Stadt in Latium, zwischen Ardea und Laurentum, eine Zeitlang der Mittelpunkt des latinischen Staats, auch der Ort, wo angeblich der König Titus Tatius ermordet wurde. Obwohl politisch unbedeutend, stand es doch lange als Mutterstadt von Albalonga und mithin von Rom in Ansehen. Unter Trajan wurde L. mit Laurentum vereinigt und durch neue Kolonisten gestärkt. Reste beim heutigen Dorf Pratica, 23 km südlich von Rom.

Lavis (franz., spr. -wih, von laver, „waschen“), das Zeichnen oder Malen mit Tusche (au l.).

Lavis (Avisio), linker Nebenfluß der Etsch in Südtirol, in den Bezirken Trient und Cavalese, kommt von der Vedretta Marmolata aus 2130 m Meereshöhe, durchfließt ein 89 km langes, nach SW. gerichtetes Thal, welches oberhalb bis Moëna Fassathal, darauf Fleimser und von Val Floriana abwärts Cembra- oder Zimmerthal genannt wird, und mündet in breitem Geröllbett nördlich von Trient bei dem Flecken L. Letzterer, Station der Südtiroler Bahn, ist Sitz eines Bezirksgerichts, hat Seidenfilanden, Bleiweißfabrikation und (1880) 2167 Einw. L. war 1809 der Schauplatz blutiger Gefechte.

Lavizzāra, Val, s. Maggia.

Lavoir (franz., spr. -wŏahr, Lavōr), Waschbecken.

Lavoisier (spr. -wŏasjeh), Antoine Laurent, Chemiker, geb. 16. Aug. 1743 zu Paris, studierte Naturwissenschaft und erwarb sich eine ungewöhnlich vielseitige und besonders auch mathematische Bildung. 1768 nahm er eine Generalpachterstelle an und benutzte die ihm nun reichlich zu Gebote stehenden Mittel mit dem größten Fleiß zur Lösung der wichtigsten wissenschaftlichen Probleme. 1776 wurde er mit der Leitung der königlichen Pulverfabriken betraut, dann ward er einer der Administratoren der Diskontokasse und Kommissar des Nationalschatzes. Aber trotz seiner Verdienste um die Wissenschaft und um öffentliche Einrichtungen ward er 8. Mai 1794 hingerichtet. L. war einer der größten Forscher der neuern Zeit; mit durchdringendem Scharfsinn und unvergleichlicher Klarheit der Gedanken bemächtigte er sich der wichtigsten Entdeckungen seiner Zeit und führte auf Grund derselben die fruchtbarste Umwälzung der Chemie herbei, welche diese Wissenschaft je erlebt hat. Er brachte für die Entscheidung chemischer Fragen Methoden und Hilfsmittel in Anwendung, welche damals als physikalische betrachtet wurden, und benutzte namentlich genauere Wägungen und Messungen zu Ausgangspunkten von Schlußfolgerungen, welche die Grundlehren der Chemie betrafen. So brachte er in verhältnismäßig kurzer Zeit ein neues chemisches System zur Geltung, vielfach mit Benutzung fremder Arbeiten, welche er besser zu deuten wußte als ihre Urheber (und die er oft widerrechtlich als eigne Entdeckungen bezeichnete), jedenfalls aber auch mit einer damals sonst nirgends zu findenden Unabhängigkeit von den herrschenden Lehren. Die der neuen Lehre entsprechende chemische Nomenklatur arbeitete er namentlich mit Guyton-Morveau 1787 aus, und 1789 faßte er sein System im „Traité de chimie“ (3. Aufl. 1801, 2 Bde.; deutsch 1792, 2 Bde.) zusammen. Lavoisiers wichtigste Arbeiten betreffen den Verbrennungsprozeß, welcher das Mittel zum Sturz der Phlogistontheorie wurde; er lieferte aber auch eine Theorie der alkoholischen Gärung, physiologische und mineralogische Arbeiten, und ebenso bemühte er sich um Fortschritte in der Technik, um Anhaltspunkte für die Statik des Landbaues und für die meteorologische Kenntnis Frankreichs. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: „Opuscules physiques et chimiques“ (1774, 2. Aufl. 1801) und die von seiner Gattin herausgegebenen „Mémoires de chimie“ (1805, 2 Bde.). Eine Gesamtausgabe erschien 1864–68, 4 Bde. Vgl. Kopp, Die Entwickelung der Chemie in der neuern Zeit (Münch. 1871); Volhard, Begründung der Chemie durch L. (Leipz. 1870).

Lavoix (spr. lawŏá), Henri (L. fils), Musikschriftsteller, geb. 1846 zu Paris als Sohn des Kunstschriftstellers Henri L., wurde bereits im Alter von 20 Jahren an der Nationalbibliothek angestellt und widmete sich in der Folge mit Eifer dem Studium der Komposition sowie der Geschichte der Musik, die er durch zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften sowie durch die größern Arbeiten: „Les traducteurs de Shakespeare en musique“ (1869), „La musique dans la nature“ (1873), „La musique dans l’imagerie du moyen-âge“ (1875), „Histoire de l’instrumentation depuis le XVI. siècle jusqu’à nos jours“ (1878, von der Akademie preisgekrönt) wesentlich gefördert hat. Weiter veröffentlichte er eine populäre „Histoire de la musique“ (mit Illustrationen, 1884) und gab mit Raynaud den „Recueil de motets français des XII. et XIII. siècles“ (1883–84, 2 Bde.) heraus. Von der Nationalbibliothek, deren musikalischer Abteilung er in den letzten Jahren vorstand, wurde er 1887 an die Bibliothek Ste.-Geneviève berufen.

Lavra, Kloster, s. Laura.

Law (engl., spr. lah), Recht; Common L., gemeines Recht, Statute L., das vom Parlament mit Zustimmung der Krone gegebene Recht.

Law (spr. lah), John (Jean), der Urheber des berüchtigten nach ihm benannten Finanzsystems, wurde 1671 zu Edinburg als Sohn eines Goldschmieds geboren, mit welchem Beruf in jener Zeit derjenige eines Bankiers verbunden zu sein pflegte. Er erhielt eine gute Erziehung, führte aber dann ohne einen bestimmten Beruf ein abenteuerliches Leben, tötete zu London einen Gegner im Duell und wurde flüchtig, durchzog als Spieler Frankreich, Holland, Deutschland, Italien und gewann ein Vermögen von 2 Mill.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 581. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0581.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2021)