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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Antissa (bei Sigri), Eresos (Ereso), Pyrrha (Ruinen Pira) und Mytilene (Kastro). Im 14. Jahrh. wurde L. von den Byzantinern an die genuesische Familie Gateluzzio abgetreten, deren letzter Herzog, Niccolò, 1462 die Insel an Mohammed II. verlor. 1690 und 1698 erfochten die Venezianer und 21. Juni 1821 die Griechen bei L. Seesiege über die Türken. Vgl. Conze, Reise auf der Insel L. (Hannov. 1865).

Lescar, Stadt im franz. Departement Niederpyrenäen, Arrondissement Pau, auf einer Anhöhe über dem Gave de Pau und an der Südbahn gelegen, hat eine große romanische Kirche (12. Jahrh.) mit den Gräbern béarnischer Fürsten, eine Lehrerbildungsanstalt und (1881) 1604 Einw. Der Ort wurde zu Ende des 10. Jahrh. gegründet und war bis 1801 ein Bischofsitz.

Lesch, Stadt, s. Alessio.

Lesche (griech.), in den griech. Staaten ein Ort zu geselligem Verkehr und öffentlicher Unterhaltung, meist Säulenhallen, architektonisch ausgestattet und mit Werken der Kunst geschmückt.

Leschetitzki, Theodor, Pianist, s. Essipow.

Leschjanin, Milojko, serb. General, geb. 1833, absolvierte 1853 die Militärakademie in Belgrad, vervollständigte seine Studien zu Berlin und Paris, wurde dann Professor und Direktor der Belgrader Akademie und schon 1873 Kriegsminister im Kabinett Ristitsch. 1876 war er Befehlshaber der Timokdivision und zeichnete sich durch Tapferkeit und militärische Tüchtigkeit, namentlich im Kampf bei Sajtscha gegen Osman Pascha, aus. 1878 wurde er in diplomatischen Missionen nach San Stefano und Petersburg entsendet. 1880 trat er wieder als Kriegsminister in das Kabinett Pirotschanaz ein und ward 1882 Chef des Generalstabs.

Leschnitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Groß-Strehlitz, an der Linie Brieg-Kandrzin der Preußischen Staatsbahn, hat 2 kath. Kirchen, eine Erziehungsanstalt für schwachsinnige Kinder, ein Amtsgericht, Schnupftabaksfabrikation und (1885) 1548 meist kath. Einwohner. Nördlich der 430 m hohe St. Annaberg (Chelmberg), höchster Punkt Oberschlesiens, mit Kloster nebst Wallfahrtskirche und 35 Kapellen, jährlich von ca. 100,000 Wallfahrern besucht. An der Westseite des Bergs großartige Kalk- und Basaltsteinbrüche.

Lescot (spr. lesko), Pierre, franz. Architekt, einer der Begründer der Renaissance in Frankreich, geb. 1510 zu Paris. Nachdem er in Rom die antiken Baudenkmäler kennen gelernt hatte, wurde er 1546 zum Architekten des Louvre berufen, dessen Ausbau er bis zu seinem Tod im J. 1578 leitete. Er war Rat und Almosenier des Königs Heinrich II., Abt von Clermont und Kanonikus an Notre Dame zu Paris. Am Louvre führte er den südlichen Teil des Westflügels und einen Teil des Südflügels aus. Von ihm rührt ferner die Fontaine des Innocents (1550) zu Paris her. Vgl. Berty, Les grands architectes français de la renaissance (Par. 1860).

Lesdiguières (spr. lesdighjähr), François de Bonne, Herzog von, Connétable von Frankreich, geb. 1. April 1543 zu St.-Bonnet de Champsaur, war eifriger Anhänger der Reformation, kämpfte an der Spitze einer Hugenottenschar mit Glück in der Dauphiné und der Provence und trug viel zur Erhebung Heinrichs IV. auf den französischen Thron bei. Dieser ernannte ihn zum Oberbefehlshaber im Kriege gegen Emanuel Philibert von Savoyen, den er in mehreren Schlachten schlug und aus seinem Land vertrieb. 1608 wurde er Marschall von Frankreich und 1611 Herzog von L. Auch unter Ludwig XIII. behielt er seinen Einfluß, wurde zum Generalissimus ernannt, belagerte im Kriege gegen die Hugenotten 1621 St.-Jean d’Angély und Montauban, schwur 1622 zu Grenoble auch den Calvinismus ab und wurde zum Connétable erhoben. Er starb ohne männliche Erben 28. Sept. 1626; sein Titel ging auf seinen Schwiegersohn, den Marschall v. Créqui, über. Vgl. L. Videl (L.’ Sekretär), Vie du duc de L. (Par. 1638); Douglas und Roman, Actes et correspondance du connétable de L. (Grenoble 1878–84, 3 Bde.).

Lesebuch, im weitern Sinn jedes Buch, welches ohne besondern Nebenzweck für die unterhaltende und anregende Lektüre bestimmt ist, zum Unterschied von Lehrbüchern, Nachschlagebüchern etc. Im engern Sinn versteht man darunter ein Schulbuch, welches für die Leseübungen der Schule den nötigen Stoff darbietet. Abgesehen von einigen Sammlungen lateinischer und griechischer Lesestücke (Chrestomathien), gab es früher solche Lesebücher in den Schulen nicht, weil man neben den alten Klassikern Bibel und Gesangbuch fast ausschließlich zu den Leseübungen benutzte. Erst seit dem letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts kamen Lesebücher in den deutschen Schulen in Gebrauch. Zu den ältesten gehören: für höhere Schulen Sulzers „Vorübungen zur Erweckung der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens“ (1768) und für Volkschulen Rochows „Kinderfreund“ (1776). Während in diesem und seinen zahlreichen Nachahmungen der moralische Zweck überwog, dem durch selbstgemachte belehrende Erzählungen gedient werden sollte, schnitt man später, zumal in der Schule K. F. Beckers (s. Becker 1), die Lesebücher ganz für den grammatischen Zweck zu. Daneben und in den Volksschullesebüchern bis in die neueste Zeit hinein wurde ein breiter Raum für kompendiarische Mitteilungen aus dem Gebiet des Realunterrichts (Geschichte, Geographie, Naturkunde) verwandt. Erst unter dem Einfluß der Brüder Grimm und namentlich seit dem Vorgang Philipp Wackernagels („Deutsches L.“, 1843) hat sich die Erkenntnis allmählich Bahn gebrochen, daß das deutsche L. eine für den Schulzweck geeignete Auswahl des Besten aus der gesamten nationalen Litteratur zu bieten habe. Seitdem ist eine große Anzahl trefflicher Lesebücher für alle Stufen des Schulunterrichts erschienen, welche wesentlich dazu beigetragen haben, dem deutschen Volk die Schätze seiner Litteratur bekannt und wert zu machen.

Lesefibel, s. Fibel und Lesen.

Leseholz (Raff- und Leseholz), das nicht für Rechnung des Waldeigentümers geworbene, sondern von Holzsammlern aufgelesene, zusammengeraffte Holz. Nach preußischem Landrecht gehört dazu nur der Abfall an trocknen Ästen und der in den Schlägen zurückgelassene Abraum. Observanzmäßig ist der Begriff indessen häufig ein weiter gehender, indem zum L. außer dem Abfall- und Abraumholz auch dürre Äste, trockne schwache, mit der Hand abzubrechende Stämmchen, Astbruchholz etc. gerechnet werden. Das L. gehört zu den forstlichen Nebennutzungen und ist häufig Gegenstand von Berechtigungen.

Lesemaschine, hölzerne, mit mehreren Querleisten versehene Tafel, an der Buchstaben, die auf Holz oder Pappe geklebt sind, von dem Leseschüler selbstthätig zu Silben und Wörtern zusammengestellt werden.

Lesemethode (Leselehrmethode), s. Lesen.

Lesen (nach dem lateinischen legere; beides eigentlich s. v. w. sammeln), die Kunst, aus den sichtbaren

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 716. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0716.jpg&oldid=- (Version vom 5.8.2021)