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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

Marggraff, Hermann, Dichter und Schriftsteller, geb. 14. Sept. 1809 zu Züllichau, widmete sich seit 1835 der schriftstellerischen, besonders der journalistischen, Thätigkeit, redigierte 1836–38 das „Berliner Konversationsblatt“, siedelte 1838 nach Leipzig und 1843 nach München über, beteiligte sich nacheinander an der Redaktion der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ (1845–47), der „Deutschen Zeitung“ (1845–50, erst in Heidelberg, dann in Frankfurt), des „Hamburger Korrespondenten“ (1851–1853) und übernahm Ende 1853 zu Leipzig die Redaktion der „Blätter für litterarische Unterhaltung“. Er starb 11. Febr. 1864 daselbst. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Deutschlands jüngste Litteratur- und Kulturepoche“ (Leipz. 1839); die Trauerspiele: „Heinrich IV.“ (1837), „Das Täubchen von Amsterdam“ (das. 1839) und „Elfride“ (das. 1841); dann die humoristischen Romane: „Justus und Chrysostomus, Gebrüder Pech“ (das. 1840, 2 Bde.), „Johannes Mackel“ (das. 1841, 2 Bde.) und „Fritz Beutel“ (Frankf. 1855); endlich die „Gedichte“ (Leipz. 1857) und „Balladenchronik“ (das. 1862). Außerdem veröffentlichte er: „Ernst Schulze. Nach seinen Tagebüchern und Briefen“ (Leipz. 1855); „Schillers und Körners Freundschaftsbund“ (das. 1859) und „Hausschatz der deutschen Humoristik“ (das. 1860, 2 Bde.). – Sein Bruder Rudolf M., geb. 28. Febr. 1805 zu Züllichau, 1842–55 Generalsekretär an der Akademie zu München, gest. 28. Mai 1880 in Freiburg i. Br., machte sich als Kunstschriftsteller, namentlich durch mehrere Kataloge der Münchener Galerien, bekannt.

Marginalĭen (neulat.), in Handschriften und ältern Drucken „Randbemerkungen“ zum Hinweis auf einzelne Stellen des Textes oder zu deren Erläuterung.

Margineni, Kloster in der Walachei, Kreis Prahowa, dient jetzt als Staatsgefängnis für Frauen.

Margita, 1) (Margareteninsel) große Donauinsel im ungar. Komitat Bács-Bodrog. Gegenüber der Nord- und Südspitze mündet der Sárviz-, bez. der Franzenskanal in die Donau. Westlich, gegenüber der Inselmitte, liegt Mohács, östlich, nächst dem Franzenskanal, der Markt Bezdán. – 2) Markt im ungar. Komitat Bihar, am obern Berettyó, mit (1881) 3529 ungar. Einwohnern, Schweinezucht und Weinbau.

Margītes, Name eines thörichten und einfältigen Menschen, welcher der Held eines von den Alten bewunderten, dem Homer zugeschriebenen komischen Epos war. Aristoteles („Poetik“, Kap. 4) bezeichnet das Gedicht, das weder Parodie noch Satire sein sollte, sondern die verkehrten Handlungen seines Helden in unbefangener Laune und Heiterkeit von ihrer lächerlichsten Seite darstellte, als den frühsten Keim der Komödie. Die wenigen auf uns gekommenen Fragmente desselben finden sich in Lindemanns „Lyra“ (Meißen 1821–24, 2 Bde.).

Margolf, s. v. w. Eichelhäher, s. Häher.

Margonin, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Kolmar, am gleichnamigen See, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 1882 Einw.

Margot (franz., spr. -go), Abkürzung von Marguerite, s. v. w. Gretchen. M. von Valois, s. Margarete 3).

Marguerite (franz., spr. -gh’rīt), Margarete; auch s. v. w. Margaretenblume (s. d.).

Marheineke, Philipp Konrad, protest. Theolog, geb. 1. Mai 1780 zu Hildesheim, ward 1804 Repetent in Göttingen, 1805 Universitätsprediger und außerordentlicher Professor zu Erlangen und folgte 1807 einem Ruf in letzterer Eigenschaft nach Heidelberg, woselbst er 1809 ordentlicher Professor wurde. 1811 als Prediger an der Dreifaltigkeitskirche und als Professor an der neugegründeten Universität zu Berlin angestellt, bildete M. hier besonders seit Hegels Tod einen Mittelpunkt für die rechte, angeblich orthodoxe Seite der philosophischen Anhängerschaft desselben. Er starb 31. Mai 1846 als Konsistorialrat. Der Ausgangspunkt für Marheinekes Studien, vorzüglich zu seinem „System des Katholizismus in seiner symbolischen Entwickelung“ (Heidelb. 1810–1813, 3 Bde.), war die Geschichte, und fast möchten seine Leistungen auf dem kirchengeschichtlichen Gebiet, unter denen die „Geschichte der deutschen Reformation“ (Berl. 1816, 2 Bde.; 2. Aufl. 1831–34, 4 Bde.) hervorzuheben ist, es bedauerlich erscheinen lassen, daß er sich später von dieser Disziplin mehr entfernt hat. Seine „Grundlehren der Dogmatik“ (Berl. 1819, 2. Aufl. 1827), nach Schellingschen Prinzipien gedacht, arbeitete er später in Hegelschem Sinn um (das. 1827). Außer verschiedenen Predigtsammlungen sind unter seinen Schriften noch hervorzuheben: „Institutiones symbolicae“ (3. Aufl., Berl. 1830); „Über die wahre Stellung des liturgischen Rechts im evangelischen Kirchenregiment“ (das. 1825); „Entwurf der praktischen Theologie“ (das. 1837); „Die Reformation, dem deutschen Volk erzählt“ (das. 1846). Nach seinem Tod erschienen seine „Vorlesungen über die christliche Moral, Dogmatik, Symbolik und Dogmengeschichte“ (Berl. 1847–49, 4 Bde.).

Mari (franz.), Ehemann.

Maria, Insel an der Ostküste von Tasmania, von Tasman entdeckt, aus zwei bergigen, durch einen schmalen Isthmus verbundenen Halbinseln bestehend, 149 qkm (2,7 QM.); früher Sträflingsstation.

Marīa (Marie, engl. Mary, franz. Marie, hebr. Mirjam, „Bitterkeit, Widerspenstigkeit“), weiblicher (zuweilen auch männlicher) Name. Biblische Personen dieses Namens sind:

1) M., die Mutter Jesu, in der Kirchensprache Beata Virgo, unsre liebe Frau (U. L. F.), auch die heilige Jungfrau, franz. Notre Dame, ital. Beatissima Vergine oder Madonna genannt. Die evangelische Vorgeschichte läßt sie mit dem Zimmermann Joseph von Nazareth verlobt sein, aber vom Heiligen Geist mit dem Messias befruchtet werden und denselben in Bethlehem gebären (s. Jesus Christus). In den synoptischen Evangelien erscheint M. sonst nur einmal, in Kapernaum, wohin sie mit Jesu Brüdern geht, weil man innerhalb der Familie dafür hält, er „sei von Sinnen“, wofür sie von diesem kurzweg zurückgewiesen wird. Später wurde sie, unter dem Kreuz ihres Sohns stehend, von ihm dem Johannes zugewiesen, wenigstens dem nach diesem genannten Evangelium zufolge, das ihrer auch schon bei der Hochzeit zu Kana erwähnt hatte. Außer diesen evangelischen Nachrichten besitzt die kirchliche Tradition noch unzählige andre. In den ältesten Apokryphen ist M. eine Tochter des Joachim, die ihm Anna nach langer, kinderloser Ehe in hohem Alter geboren hat. Dadurch als ein Geschenk des Himmels legitimiert, wurde M. schon in der zartesten Jugend dem Dienst Gottes im Tempel geweiht. Joseph verlobte sich ihr erst als Greis, nur um ihre Jungfrauschaft durch die Ehe zu bewahren. Als er jene verletzt glaubte und sich von M. trennen wollte, wurde er durch Wunder von dem wahren Sachverhalt unterrichtet. In Jerusalem wird noch heute bei Gethsemane ihre Grabstätte den Pilgern gezeigt. Nach einer Legende hörten die Apostel über ihrem Grab drei

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0233.jpg&oldid=- (Version vom 8.12.2023)