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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

Übersicht der Menschenrassen und Völkerschaften.


Nyanza, sind nur 11/2 m groß und wahrscheinlich Verwandte der Buschmänner.

C. Melanesier (Ozeanische Neger), vorherrschend schokolade- oder dunkel rotbraune Hautfarbe, jedoch schwankend zwischen hellkupferfarbig bis rußschwarz; flockiges, nicht in Gruppen wachsendes Haupthaar findet sich reichlich entwickelt und bildet eine oft mächtige, vom Kopf abstehende Perücke, öfters auch starker Bart; doch gibt es mannigfache Varietäten. Form des Schädels sehr schmal und hoch (hypsisthenokephal). Gesichtsbildung sehr verschieden, bald malaien-, bald negerartig und selbst europäisch (jüdisch). Form der Nase wechselnd, teils flach, stumpf abgerundet, mit breiten Flügeln und frontal gestellten Nasenlöchern, oft sehr starkem Nasenwulst, teils gerade und adlerartig. Stirn schmal, nach hinten fliehend, mit meist mächtig entwickelten Augenbrauenbogen und tief einspringender Nasenwurzel; Mund groß, mit vollen Lippen; prognather, doch nicht schnauzenartig (wie beim Neger) hervorspringender Kieferbau.

Bewohner der Salomon- und Fidschiinseln (Tafel „Ozeanische Völker“, Fig. 7, 10), des Bismarck-Archipels (Fig. 5, 12, 13), der Neuen Hebriden (Fig. 8), die Papua auf Neuguinea (Fig. 9) und die Neukaledonier (Fig. 6).

D. Negrito. Kraushaarige Neger von kleiner Gestalt, ausgesprochen kurzköpfig (brachykephal), prognath, plattnasig, aber scharf von den Melanesiern und afrikanischen Negern unterschieden. Bewohnen als Aëta (Aita, Ajeta) das Innere Luzons und andrer Inseln der Philippinen, auch Borneo, Timor, als Mincopi die Andamanen, als Semang das Innere Malakkas; die Nikobaren gehören vielleicht auch dazu. – Wahrscheinlich die durch Malaien und andre Völker verdrängte und stark zusammengeschmolzene Urrasse jener Inseln.

E. Australier (und Bewohner von Tasmania), mittlerer Wuchs, schlank, lange Extremitäten, Stirn schmal, bisweilen zurücklaufend, oft mit vorspringenden Augenbrauenwülsten, Schädel dolichokephal, Nase oben eingedrückt, kurz, unten sehr breit, Mund groß, Lippen dick, Haar mäßig lang, schlicht, weich, wellig (nie wollartig), schwarz oder tiefbraun, Bartwuchs mäßig, oft auch stark, Augenbrauen entwickelt, Hautfarbe dunkel schokoladenbraun bis rötlichschwarz. Prognathie mäßig. – Vielleicht eine Mischrasse zwischen Melanesiern und drawidaartigen Völkern. Die jetzt ausgestorbenen Tasmanier scheinen den Melanesiern näher gestanden zu haben (Fig. 1–4).

II. Mongolische oder gelbe Rasse.
Farbe der Haut weiß mit Stich ins Gelbe oder Bräunliche, in südlichen Gegenden sogar ins Schwärzliche, Haupthaar schlicht, grob, schwarz glänzend, Bart und Körperhaar schwach, Augen klein, schwarz, Lidspalte schmal, oft nach außen ansteigend (Schlitzaugen), innerer Augenwinkel oft durch eine Hautfalte gedeckt, Backenknochen hervorstehend, Nase meist (cf. E) klein, kurz und breit aufsitzend, platt, Kinn kurz, Gesicht in den obern Teilen breit.

A. Typische Mongolen (Tafel „Asiatische Völker“).

a) Nordmongolen (mongolisch-altaische Gruppe).

1) Mongolen. Kalmücken (Fig. 10), Pojoten, Buräten (Fig. 9), Tungusen (Fig. 11), Mandschu, Lamuten, Samojeden (Fig. 5), Jurak, Tawgi, Kotten, Tschapogiren, Kamassinzen, Jenissei-Ostjaken, Karagassen, Tataren (Fig. 7), Tschuwaschen, Uiguren, Osmanen, Karakalpaken, Uzbeken, Bucharen, Seldschukken, Baschkiren, Kirgisen (Fig. 8), Nogai, Tentjaren, Ölöt. Vambéry teilt die Turkvölker auf der Strecke von Osten gegen Westen in folgende Zweige: 1) Buruten, schwarze oder echte Kirgisen; 2) Kirgisen, eigentlich Kasak; 3) Karakalpaken; 4) Turkmenen; 5) Uzbeken (Özbegen).

2) Finnische Völker (Ugro-Finnen). Sie haben meist starken Körper, doch kleine Statur; Augen oft grau, die Nase kurz, flach, der Mund vortretend, breit, das Haar nicht bloß schwarz, sondern auch braun, rot, ja hell- (flachs-) blond (Finnen), die Gesichtsfarbe bräunlich bis hellfarben. Man teilt sie in folgende Familien: a) die ugrische Familie: Ostjaken (Fig. 6), Wogulen; b) die bulgarische: Tscheremissen, Mordwinen, Tschuwaschen; c) die permische: Permier, Sirjänen, Wotjaken; d) die finnische im engern Sinn: Baschkiren, Meschtscherjäken etc. mit ihren Stammgenossen in Europa, den Suomi, Quänen, Esthen, Liven, Kuren, Lappen, Magyaren (Ungarn).

Unter den finnischen Völkern nähern sich manche in Haar-, Augen- und Hautfarbe (hellblond, graublauäugig) den hellsten Stämmen der Arier; andere, wie die Magyaren, haben durch jahrhundertelange Mischung mit den Türken und mit der mittelländischen Rasse ihre Rassenmerkmale eingebüßt.

Hierhin gehören auch die einst nach Westen vorgedrungenen Hunnen, Avaren, Chasaren, Petschenegen und Kumanen, die sämtlich nun untergegangen oder assimiliert sind, und die slawisierten Donau-Bulgaren.

b) Südmongolen.

3) Chinesen (Fig. 17). Singpho, Moi.

4) Kotschinchinesen. Siamesen oder Thai, Lao (Fig. 16), Birmanen, Naga, Peguer, Ahom oder Anamiten. Die Miaotse gelten als Urrasse.

5) Tibeter und Himalajavölker (?). Zu den Tibetern gehören die Bothijah oder Boddschi, Horpa, Drokpa, Sokpa und Sifan; zu den Himalajavölkern die Leptscha, Kampa, Rong, Kiranti und Limpu.

6) Japaner (Fig. 13, 14), mesokephal; mehrsilbige Sprache, scheinen mit andern Elementen (Malaien? Aino?) gemischt zu sein und stehen durch ihre Sprache den Nordmongolen näher. Liukiuinsulaner.

7) Koreaner (Fig. 15).

8) Die Aino (Fig. 3) auf den nördlichen japanischen Inseln (Sachalin, Jeso etc.). Dolichokephaler Schädel mit breiten Jochbogen und Jochbeinen (eurygnath). Starker Bartwuchs.

B. Eskimo (Beringsvölker Peschels), ein wahrscheinlich durch die Isolierung im äußersten Norden umgewandelter Zweig der nordasiatischen Mongolen (Polarmenschen), bewohnen das nördlichste Amerika und Asien an den Ufern der Beringsstraße, ferner Grönland. Sie bilden den Übergang von den Mongolen Sibiriens zu den Eingebornen Amerikas. Bräunliche oder rötliche Hautfarbe, straffes, walzenförmiges Haar, sehr geringer, fast fehlender Bart- und Körperhaarwuchs, schmal geschlitzte, schief gestellte, stets

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 476c. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0476c.jpg&oldid=- (Version vom 14.6.2022)