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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

Zeit auch eine land- und forstwirtschaftliche M. herauszubilden begonnen. Nachdem 1878 eine Konferenz deutscher Meteorologen in Kassel zusammengetreten war, um über die Errichtung eines meteorologischen Dienstes für Land- und Forstwirtschaft zu beraten, tagte 1880 in Wien eine internationale Konferenz zu demselben Zweck. Die gegenseitigen Beziehungen der meteorologischen Elemente und der Vegetation ist eine mannigfache. Die letztere ist abhängig von der Temperatur der Luft und des Bodens sowie von allen Hydrometeoren, während die erstere wieder durch Massenvegetation (Wiese, Saatfeld, Wald, Moor etc.) beeinflußt wird. Daher ist es entschieden wünschenswert, durch Anlegung besonderer Beobachtungsstationen für die wichtigern Kulturpflanzen die klimatischen Verhältnisse der Gegenden ihres besten Gedeihens zu ermitteln. Die größern meteorologischen Zentralinstitute können zwar derartige Untersuchungen anregen und unterstützen, doch wird die spezielle Ausführung der praktischen Land- und Forstwirtschaft überlassen bleiben müssen, und es sind auch bereits durch diese auf einer Reihe von Stationen darauf bezügliche Beobachtungen ausgeführt worden. Nachdem zuerst in Bayern einzelne forstlich-meteorologische Stationen eingerichtet waren, wurden von 1875 an in Preußen durch die Hauptstation des forstlichen Versuchswesens zu Eberswalde und später auch nach demselben Muster in andern Staaten Deutschlands forstlich-meteorologische Stationen in größerer Zahl angelegt, um durch sie den Einfluß zu erforschen, den der Wald auf die meteorologischen Elemente ausübt. Im landwirtschaftlichen Interesse wurden von mehreren landwirtschaftlichen Vereinen Beobachtungsstationen ins Leben gerufen, von denen die größte Ausdehnung die des Vereins für landwirtschaftliche Wetterkunde in Mitteldeutschland erlangt haben.

Litteratur. Kämtz, Lehrbuch der M. (Halle 1831–36, 3 Bde.); Derselbe, Vorlesungen über M. (das. 1840); Dove, Meteorologische Untersuchungen (Berl. 1837); Derselbe, Klimatologische Beiträge (das. 1857–69), u. andre Arbeiten desselben Verfassers; Mühry, Allgemeine geographische M. (Leipz. 1860); Schmid, Lehrbuch der M. (das. 1860); Gräger, Sonnenschein und Regen (Weimar 1870); Lommel, Wind und Wetter (Münch. 1873); Lorenz u. Rothe, Klimatologie (Wien 1874); Jelinek, Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen (das. 1884, 2 Hefte); Mohn, Grundzüge der M. (4. Aufl., Berl. 1887); „Die moderne M.“ (a. d. Engl., Braunschw. 1882); Börnstein, Regen oder Sonnenschein (Berl. 1882); Klein, Allgemeine Witterungskunde (Leipz. 1882); Hann, Handbuch der Klimatologie (Stuttg. 1883); Scott, Elementare M. (deutsch, Leipz. 1884); Günther, Lehrbuch der Geophysik (Stuttg. 1884); Sprung, Lehrbuch der M. (Hamb. 1885); van Bebber, Handbuch der ausübenden Witterungskunde (Stuttg. 1886); Hellmann, Repertorium der deutschen M. (Leipz. 1883); „Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für M.“ (Wien, redigiert von Jelinek und Hann 1866 bis 1876, von Hann 1877–85); „Meteorologische Zeitschrift“ (Berl. 1884 ff., seit 1886 von Hann und Köppen redigiert).

Meteorologische Instrumente, Instrumente, welche zur Anstellung meteorologischer Beobachtungen benutzt werden, also alle Apparate, welche zur Bestimmung der Temperatur, des Druckes und der Feuchtigkeit der Atmosphäre dienen, die verschiedenen Formen der Luftthermometer, der Barometer sowie der Psychrometer und Hygrometer, ferner die Instrumente, durch welche die Richtung und die Stärke der Winde, die Größe der atmosphärischen Niederschläge und der Verdunstung angegeben wird, d. h. die verschiedenen Anemometer und Windfahnen, die Regen- und Schneemesser oder Ombrometer und die Verdunstungsmesser. Zieht man noch die Beobachtungen der Luftelektrizität in den Kreis der meteorologischen Untersuchungen, so sind die verschiedenen Elektroskope und Elektrometer zu erwähnen, und wenn auch die Temperatur in den obern Erdschichten und in den Landseen und Meeren betrachtet werden soll, so würde die nicht geringe Zahl der verschiedenen Erdboden- und Tiefseethermometer unter den meteorologischen Instrumenten zu nennen sein. In neuerer Zeit ist man bemüht gewesen, statt der genannten Instrumente, welche auf den meteorologischen Stationen in Terminsbeobachtungen benutzt wurden, Registrierapparate (s. d.) zu konstruieren und durch diese entweder die zu beobachtenden meteorologischen Elemente in gewissen Zeitintervallen oder oft auch kontinuierlich aufzeichnen zu lassen. Unter Umständen könnte man hierher auch Instrumente rechnen, welche zum Teil nur noch ein historisches Interesse besitzen, wie z. B. die ältern Konstruktionen der Maximathermometer oder das Diaphanometer von Saussure zur Bestimmung der Schwächung des Lichts bei seinem Durchgang durch die Atmosphäre.

Meteorologische Stationen, Anstalten zur regelmäßigen Beobachtung der meteorologischen Elemente (s. Meteorologie). Man pflegt je nach der Einrichtung der Stationen dieselben in solche erster, zweiter oder dritter Ordnung zu unterscheiden. Die Stationen erster Ordnung sind außer mit gewöhnlichen Instrumenten, an welchen die Ablesungen zu bestimmten Terminen ausgeführt werden, noch mit Registrierinstrumenten (s. d.) (Barograph, Thermograph, Anemometer) versehen und besitzen sorgsam konstruierte Normalinstrumente, mit welchen die Stationsinstrumente vor ihrer Benutzung verglichen werden. Einzelne dieser Stationen erster Ordnung sind als Zentralinstitute größerer Beobachtungsnetze mit allen zum Studium und zur Förderung der meteorologischen Fragen nötigen Einrichtungen und Apparaten ausgerüstet, besitzen eine meteorologische Bibliothek und haben ein zahlreiches Beamtenpersonal, von welchem der Verkehr mit den Beobachtungsstationen vermittelt und der laufende Dienst des Zentralinstituts versehen wird. Gegenwärtig befinden sich derartige Zentralinstitute in allen Kulturstaaten. Für Deutschland ist dabei zu nennen die Deutsche Seewarte (s. d.) zu Hamburg, außer welcher nach beendigter Reorganisation des preußischen meteorologischen Instituts (vgl. Hellmann, Geschichte des königlich preußischen meteorologischen Instituts, Berl. 1887) eine ähnliche Zentralstelle in Preußen eingerichtet werden soll. Außerdem befinden sich Zentralinstitute, wenn auch von kleinerm Umfang, in München, Stuttgart, Chemnitz und Karlsruhe. Österreich hat sein Zentralinstitut auf der Hohen Warte in Döbling bei Wien und eins in Triest für maritime Zwecke, Ungarn in Budapest etc. Auf den meteorologischen Stationen zweiter Ordnung werden die Beobachtungen, welche sich auf den Luftdruck, die Lufttemperatur, die absolute und relative Feuchtigkeit, die Bewölkung, den Niederschlag, den Wind und das Wetter beziehen, zu bestimmten Tageszeiten durch Ablesen ausgeführt. Die Stationen dritter Ordnung sind meist nur mit Thermometer und Regenmesser ausgerüstet, doch wird noch der Wind, die Bewölkung

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0539.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2022)