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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

einigen. Freilich dauerte diese Einigkeit nicht lange, und M. selbst konnte nicht hindern, daß Rußland den griechischen Aufstand unterstützte und die Türkei zur Abtretung Griechenlands zwang, in Frankreich das legitime Königtum gestürzt und das neu geschaffene Königreich der Niederlande wieder zerrissen wurde. Nur in Deutschland und Italien behauptete er seine Macht, welche er zur Unterdrückung aller freien Bewegung, zur Lähmung alles geistigen Aufschwungs benutzte. Dasselbe System befolgte er auch in Österreich, wo er 1821 zum Haus-, Hof- und Staatskanzler ernannt worden war und 1826 mit dem Vorsitz der Ministerkonferenzen für die innern Angelegenheiten die oberste Leitung des gesamten Staatswesens erhalten hatte. Auch nach dem Tode des Kaisers Franz I. (1835) blieb M. im Besitz aller seiner Ämter und seines Einflusses auf die auswärtige Politik, während die Leitung der innern auf die Staatskonferenz überging, in der Erzherzog Ludwig und Kolowrat die Mehrheit hatten. Daher ist M. auch nicht für die Unterlassung aller Reformen verantwortlich zu machen. Aber der ganze Haß des über seine kläglichen politischen Verhältnisse und die gegen die Freiheit des Denkens und Glaubens gerichteten Gewaltthaten erbitterten deutschen und österreichischen Volks wendete sich gegen M., den man als die verkörperte Reaktion, als den Geist der Finsternis und Tyrannei ansah, während er doch nur aus Genußsucht und Bequemlichkeit seine Herrschaft in Ruhe ausüben wollte. Die Bewegung von 1848 richtete sich daher vor allem gegen M. Er ward durch den Wiener Aufstand vom 13. März gezwungen, seine Entlassung zu nehmen, und vermochte sich kaum vor der Erbitterung des Volks zu retten. Er wandte sich über Holland nach England, siedelte im November 1849 nach Brüssel über, bezog im Juni 1851 den Johannisberg im Rheingau und kehrte im September nach Wien zurück. Ohne öffentlichen Anteil an der Politik zu nehmen, diente er seitdem doch dem Kaiserhaus mit seinem Rat; er starb 11. Juni 1859, nachdem er noch den Beginn des italienischen Kriegs erlebt. Er wurde in der Familiengruft zu Plaß in Böhmen beigesetzt. Er war vermählt zuerst seit 1795 mit der Gräfin Eleonore von Kaunitz (gest. 1825), dann seit 1827 mit der Freiin von Leykam, die zur Gräfin von Beilstein erhoben wurde (gest. 1829), seit 1831 mit der Gräfin Melanie Zichy-Ferraris (gest. 1854) und hinterließ drei Söhne und drei Töchter. Seine Memoiren erschienen zuerst französisch (1879), dann deutsch („Aus Metternichs nachgelassenen Papieren“, Wien 1880–84, 8 Bde.), von seinem Sohn (s. M. 3) und Klinckowström herausgegeben. Vgl. Binder, Fürst Klemens v. M. und sein Zeitalter (Ludwigsb. 1836); Groß-Hoffinger, Fürst M. und das österreichische Staatssystem (Leipz. 1846, 2 Bde.); Schmidt-Weißenfels, Fürst M., Geschichte seines Lebens und seiner Zeit (Prag 1860, 2 Bde.); Beer im „Neuen Plutarch“, Bd. 5 (Leipz. 1877).

3) Richard, Fürst von, ältester Sohn des vorigen aus seiner zweiten Ehe, geb. 7. Jan. 1829, betrat ebenfalls die diplomatische Laufbahn, zunächst als Attaché in Paris und London, 1855 als Legationssekretär bei der Gesandtschaft in Paris, ward im April 1856 zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Österreichs an den sächsischen Höfen ernannt, während des italienischen Kriegs von 1859 nach Verona berufen, um beim Kaiser das Referat über die auswärtigen Angelegenheiten zu übernehmen, und ging im Dezember 1859 als Botschafter nach Paris, wo er und seine Gemahlin, Gräfin Pauline Sándor (geb. 26. Febr. 1836), die Tochter seiner Stiefschwester, sich dem kaiserlichen Hof eng anschlossen und bei den Festlichkeiten desselben eine Rolle spielten. Die Fürstin, eine Freundin der Kaiserin Eugenie, nicht ohne Geist und Phantasie, machte sich durch ihre Teilnahme an den frivolen Exzentrizitäten der vornehmen Damen bekannt, während M. allzusehr Schleppträger der Napoleonischen Politik war. Mit dem Sturz des Kaiserreichs 1870 endete daher auch seine politische Laufbahn. Er lebt jetzt in Wien.

Metteur en pages (franz., spr. -tȫr ang pahsch, „Seitenformer“), derjenige Schriftsetzer, welcher den Schriftsatz in Seiten („Kolumnen“) zu ordnen (zu „umbrechen“) und druckfertig zu machen hat. Vgl. Buchdruckerkunst, S. 559.

Mettlach, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Merzig, an der Saar und der Linie Saarbrücken-Konz der Preußischen Staatsbahn, 157 m ü. M., hat eine ehemalige Abtei (aus dem 7. Jahrh.), bedeutende Steingut- und Mosaikfabrikation (Spezialität die mattfarbigen Mettlacher Fliesen) und (1885) 1536 meist kath. Einwohner. Vgl. Lager, Geschichte der Abtei M. (Trier 1875).

Mettmann, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, in einem reizenden Thal, an der Linie Düsseldorf-Schwelm der Preußischen Staatsbahn, 114 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein evangel. Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, eine höhere Bürgerschule, ein Amtsgericht, Fabrikation von Seidenwaren, wollenen und halbwollenen Stoffen, Knöpfen, Britanniawaren, Schlössern, Kunstbutter- und Müllereimaschinen, bedeutende Branntweinbrennerei und Mahlmühlen und (1885) 7343 Einw. (darunter 4065 Evangelische, 3078 Katholiken, 44 Juden). In der Nähe, an der Düssel, das wildromantische Neanderthal mit bedeutenden Kalksteinbrüchen, einer Forellenzuchtanstalt (Winkelsmühle) und der jetzt teilweise durch Straßenbauten zerstörten Neanderhöhle. Das Landratsamt für den Kreis M. befindet sich in dem nahen Vohwinkel.

Mettray (spr. -rä), Flecken im franz. Departement Indre-et-Loire, Arrondissement Tours, an der Choisille und der Orléansbahn, mit (1881) 490 Einw. und einer 1839 von Demetz (s. d.) gegründeten „Ackerbau- und Strafkolonie“, der ersten Anstalt ihrer Art, bestimmt für jugendliche Verbrecher.

Mettwurst, s. Mett.

Metz, ehemals reichsunmittelbares deutsches Bistum im oberrheinischen Kreis, dessen Sprengel den mittlern Teil des Herzogtums Lothringen umfaßte und zum Erzbistum Trier gehörte. Der Bischof war Reichsfürst und besaß ein beträchtliches Gebiet innerhalb der Grenzen des heutigen Deutsch-Lothringen. Die Gründung des Bistums fällt wohl noch ins 4. Jahrh. Frankreich nahm 1552 das Bistum in Besitz und erwarb es dann definitiv im Westfälischen Frieden. Seit 1802 steht es unter dem Erzbistum Besançon.

Metz (hierzu „Karte der Umgebung von Metz“), Hauptstadt des deutschen Bezirks Lothringen und Festung ersten Ranges, liegt am Einfluß der Seille in die Mosel, im Knotenpunkt der Eisenbahnen M.-Luxemburg, Stieringen-Novéant und M.-Amanweiler, 180 m ü. M. und hat im allgemeinen ein altertümliches Aussehen. Straßen, Plätze und Thore führen neben den französischen durchweg auch deutsche Namen. Von den letztern sind hervorzuheben: das Bahnhofs- oder Römerthor (Porte Serpenoise) im

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0551.jpg&oldid=- (Version vom 25.8.2021)