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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

2 Bde.; 2. Aufl. 1823). Vgl. „Zur Erinnerung an M.“, Lebensskizze nebst Briefen (Braunschw. 1847).

10) Friedrich Johann Lorenz, Schriftsteller, geb. 22. Jan. 1760 zu Hamburg, studierte in Göttingen, war Mitglied der Deputation von Lübeck und Hamburg, welche 1796 an das französische Direktorium, sowie derjenigen, welche 1801 an den Ersten Konsul gesandt wurde, machte außerdem viele Reisen und starb 21. Okt. 1844. Von seinen Schriften machten besonders die „Darstellungen aus Italien“ (Berl. 1792) und „Fragmente aus Paris“ (Hamb. 1798, 2 Bde.) von sich reden. Ihnen folgten: „Briefe aus der Hauptstadt u. dem Innern Frankreichs“ (Tübing. 1803, 2 Bde.); „Darstellungen aus Norddeutschland“ (Hamb. 1816); „Darstellungen aus Rußlands Kaiserstadt und ihrer Umgegend“ (das. 1826) u. a.

11) Friedrich, genannt M. von Waldeck, Schriftsteller, geb. 15. Mai 1824 zu Arolsen, studierte zuerst Bergwissenschaft in Klausthal, dann Philologie in Berlin, ging als Hauslehrer nach Kurland und 1852 nach Petersburg, wo ihm von der Akademie der Wissenschaften die Redaktion der „Deutschen St. Petersburger Zeitung“ anvertraut wurde, die er 22 Jahre lang führte. Seit 1853 auch Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Universität, nahm er 1874 seine Entlassung und siedelte nach Heidelberg über, wo er sich 1880 als Dozent für germanistische Wissenschaft habilitierte. Seinen poetischen Jugendarbeiten: „Die Paria“ (Berl. 1843), „Bilder aus dem Bergmannsleben“ (das. 1844), „Blätter aus dem Gedenkbuch eines Bergmanns“ (Mitau 1854) folgten die mehrfach aufgeführten Dramen: „Der Feind vor Odessa“ (1854), „Der Pate des Kardinals“ (1855), „Ganz was Aparts“ (1869), „Die Erbin von Glengerry“ (Leipz. 1866), „Childerich“ (das. 1872) und zwei Jahrgänge eines poetischen Jahrbuchs: „Schneeflocken aus Rußland“ (das. 1857–1858). Außerdem gab er aus dem Feuilleton der „Petersburger deutschen Zeitung“ die Sammelwerke: „Magazin für die Kunde des geistigen und sittlichen Lebens in Rußland“ (Petersb. 1853–55, 3 Bde.) und „Belletristische Blätter aus Rußland“ (das. 1853 bis 1855, 3 Bde.) heraus und schrieb neuerdings: „Goethes Märchendichtungen“ (Heidelb. 1879) und „Rußland. Einrichtungen, Sitten und Gebräuche“ (Leipz. 1886).

12) (M.-Ziegler) Konrad Ferdinand, schweiz. Dichter und Erzähler, geb. 12. Okt. 1825 zu Zürich, studierte daselbst Philologie und Geschichte, hielt sich längere Zeit in Lausanne und Paris auf, bereiste wiederholt Italien, ließ sich dann zu Seehof-Meilen bei Zürich nieder und erwarb 1877 eine Besitzung zu Kilchberg bei Zürich, die er noch jetzt bewohnt. Er veröffentlichte: „Balladen“ (Leipz. 1867); „Romanzen und Bilder“ (das. 1871); die idyllisch-epischen Dichtungen: „Huttens letzte Tage“ (das. 1872, 6. Aufl. 1887, sein poetisches Hauptwerk) und „Engelberg“ (das. 1872, 2. Aufl. 1886); die Novelle „Das Amulett“ (das. 1873, 3. Aufl. 1882); den Roman „Jürg Jenatsch“ (das. 1876, 10. Aufl. 1887), eine Geschichte aus dem sturmbewegten Leben der Republik Bünden im 17. Jahrh., durch farbenvolle und lebendige Episoden ausgezeichnet; „Der Heilige“, Novelle (das. 1880, 7. Aufl. 1887), eine der vollendetsten und stimmungsvollsten historischen Erzählungen der neuern deutschen Litteratur; ferner: „Gedichte“ (das. 1882, 3. Aufl. 1887); die Erzählungen: „Der Schuß von der Kanzel“ (3. Aufl., das. 1882), „Plautus im Nonnenkloster“ (das. 1882), „Gustav Adolfs Page“ (das. 1883), „Die Leiden eines Knaben“ (2. Aufl., das. 1884), „Die Hochzeit des Mönchs“ (3. Aufl., das. 1886), „Die Richterin“ (das. 1885), „Novellen“ (das. 1885, 2 Bde.), „Die Versuchung des Pescara“ (das. 1887). Vgl. Reitler, Konrad Ferdinand M. (Leipz. 1885). – Ein andrer Konrad M., geb. 3. Sept. 1824 zu Winkel im Kanton Zürich, jetzt in Zürich wohnhaft, veröffentlichte: „Gedichte in schweizerischer Mundart“ (Zür. 1844; 2. Ausg., Basel 1860); „Die Jungfrau von Orléans“, Heldengedicht (Zür. 1854); „Lieder der Armut“ (das. 1856); „Die Schulreise“, Preisschrift (das. 1857, 3. Aufl. 1880), u. a.

Maler, Musiker.

13) Johann Georg, Maler, geb. 28. Okt. 1813 zu Bremen, daher M. von Bremen genannt, bildete sich seit 1834 zu Düsseldorf bei Sohn und Schadow, malte seit 1841 daselbst im eignen Atelier und siedelte 1853 nach Berlin über. Er behandelte anfangs biblische Stoffe, wie Elias in der Wüste, den Weheruf Christi über Jerusalem, Abraham mit Sara, den Tod Mosis, seit 1842 aber Szenen aus dem Volksleben, besonders dem hessischen, später vorwiegend Szenen aus dem Familienleben, die er bald heiter, bald elegisch auffaßte: das Jubiläum eines hessischen Pfarrers (1843), der Weihnachtsabend, die Wochenstube, das Blindekuhspiel, die Heimkehr des Kriegers, die Überschwemmung (1846), die reuige Tochter (1852, Kunsthalle zu Bremen). Seit seiner Übersiedelung nach Berlin malte er mit Vorliebe und zuletzt fast ausschließlich Szenen aus dem Kinderleben, welches er mit gemütvollem Humor auffaßte. Seine bedeutendsten Bilder dieser Gattung sind: ein Märchen erzählendes Mädchen, die Blindekuh spielenden Kinder, das bescherende Christkindlein unter Kindern, an einem Bach ausruhende Kinder, Großvater und Enkelin, das jüngste Brüderchen, die dem Begräbnis ihres Mannes aus der Ferne zusehende Witwe, die Waise, betendes Kind, Naschkätzchen, Willkommen, die feindlichen Nachbarskinder, Hausmütterchen (Berliner Nationalgalerie), die junge Mutter, Vorbereitung zum Feste, die Modellpause. Eine dritte Gruppe seiner Gemälde besteht aus Einzelfiguren junger Mädchen oder aus Gruppen von Figuren (die Erwartung, die Liebeserklärung, die heimliche Korrespondenz, die Liebesbriefleserin). Meyers Bilder zeichnen sich durch Anmut, Lieblichkeit und sorgfältige Durchführung aus und erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch als Aquarellmaler ist er zu rühmen. Er starb 4. Dez. 1886 in Berlin.

14) Leopold von, Klavierspieler, geb. 20. Dez. 1816 zu Baden bei Wien, machte, für den Staatsdienst bestimmt, die üblichen Studien, wendete sich dann aber unter Czerny und Fischhof dem Klavierstudium zu. Seine Konzertreisen (seit 1835) führten ihn zunächst nach Rumänien und Rußland, wo er bis 1843 blieb; dann ließ er sich zeitweilig in Konstantinopel nieder. Spätere Reisen führten ihn durch ganz Europa und 1845 nach Amerika, von wo er 1847 nach Europa zurückkehrte. Er lebte seitdem in Wien und zuletzt in Dresden, wo er 6. März 1883 starb. M. spielte in seinen Konzerten in der Regel eigne Kompositionen, die modern-brillant gehalten und hauptsächlich auf seine Technik berechnet sind.

15) Klaus, Maler, geb. 20. Nov. 1856 zu Linden bei Hannover, besuchte 1875–76 die Kunstschule in Nürnberg, dann die Kunstakademie zu München, wo er Wagner und Löfftz zu Lehrern hatte. Durch das Beispiel und die Unterweisung des letztern auf das Studium der alten, insbesondere der niederländischen, Meister des 17. Jahrh. gelenkt, eignete er sich schnell eine solche Feinheit des Kolorits und Schärfe der

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0571.jpg&oldid=- (Version vom 14.3.2021)