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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

oder dünnen, vielfach zerschlitzten Mantel umgeben ist. M. moschata Thunb. (M. fragrans Houtt., echter Muskatnußbaum, s. Tafel „Gewürzpflanzen“), ein in allen Teilen stark aromatischer, 15–20 m hoher Baum mit fast zweizeiligen, länglich-eiförmigen, bis 10 cm langen, drüsig punktierten Blättern, kleinen, gelblichen, einzeln stehenden weiblichen und in wenigblütigen Trauben oder Doldentrauben geordneten männlichen Blüten, kugeliger, ockerfarbener Beere von 5 cm Durchmesser, mit anfangs fleischigem, dann austrocknendem Fruchtgehäuse, nußartigem, ovalem, 3 cm langem, 2,3 cm breitem Samen und fleischigem, karminrotem, nach dem Trocknen orangegelbem, gewürzhaftem Samenmantel. Der Baum ist heimisch auf den Molukken, Neuguinea und den Bandainseln; man hat ihn eingeführt auf Sumatra, Malakka, in Bengalen, Singapur, Pinang, Brasilien und Westindien, aber nur an sehr wenigen Orten mit Erfolg. In seiner Heimat beginnt er im 9. Jahr zu tragen, bleibt fruchtbar bis zum 60. und 80. Jahr, und man erntet von einem Baum im Jahr an 2000 Früchte, die sieben Monate zu ihrer Reife brauchen. Man sammelt die Früchte, entfernt die Fruchtschale und den Samenmantel, trocknet die Samen über mäßigem Feuer, bricht dann die Samenschale auf und legt die Kerne einige Zeit in Kalkwasser. Getrocknet kommen sie als Muskatnüsse (Nuces moschatae) in den Handel. Sie riechen und schmecken eigentümlich aromatisch, sind reich an Stärkemehl und eiweißartiger Substanz, enthalten ca. 25 Proz. Fett, welches zum Teil in ihrer Heimat ausgepreßt wird und als Muskatnußöl (Balsamum nucistae) in den Handel kommt; außerdem 6 Proz. ätherisches Öl, im wesentlichen aus einem bei 165° siedenden Kohlenwasserstoff bestehend. Der zerschlitzte, fleischige Samenmantel wird an der Luft getrocknet und bildet die Muskatblüte (Macis) des Handels. Er ist sehr aromatisch, enthält kein Stärkemehl, wenig Fett, aber Eiweißkörper, Dextrin und Schleim und 4–9 Proz. ätherisches Öl, welches zwar gleichfalls zum größten Teil aus einem bei 160° siedenden Kohlenwasserstoff besteht, aber in Geruch und Geschmack, auch in seiner optischen Eigenschaft von dem ätherischen Muskatnußöl abweicht. Der bei weitem größte Teil der Muskatnüsse kommt gegenwärtig von drei Bandainseln, Lontor, Neira und Aij, wo große Muskatnußbaumgärten bestehen, in den Handel. Die Muskatnüsse werden in der Medizin kaum, sondern, wie auch die Muskatblüte, fast nur als Gewürz (namentlich in England und Nordamerika) benutzt, gegenwärtig bei uns viel weniger als früher; als Hausmittel dienen sie gegen Durchfall. Große Gaben (eine Nuß und mehr) wirken übrigens giftig. Vgl. Muskatnußöl. Das Muskatblütöl dient auch zum Parfümieren der Seife. Nach der gewöhnlichen Annahme waren die Muskatnuß und die Muskatblüte den Alten nicht bekannt; Martius aber hat nachzuweisen gesucht, daß die Macis zur Zeit des Plautus und die Nuß schon Plinius bekannt gewesen sei. Das in Rom beliebte Salböl Myron scheint auch zum Teil unser Oleum nucistae gewesen zu sein. Schon sehr früh haben jedenfalls die Araber die Drogue aus Indien geholt und im Abendland verbreitet. In Indien war sie wohl schon lange zuvor als Gewürz benutzt worden, und auch in altägyptischen Mumiensärgen hat man die Muskatnuß gefunden. Am Ende des 12. Jahrh. war die letztere und die Muskatblüte in Nordeuropa bekannt, und lange bevor der Venezianer Niccolò Conti im 15. Jahrh. die erste Nachricht von dem Baum brachte und die Portugiesen ihn auf den Bandainseln fanden, waren beide Droguen ein wenn auch sehr kostbares Gewürz in Europa. Die Portugiesen hielten den Handel mit den Nüssen fest, bis sie den Holländern weichen mußten, welche ihn nun, wie den Zimt- und Gewürznelkenhandel, zu monopolisieren suchten, die Bäume auf Banda und Amboina beschränkten, an allen andern Orten ausrotteten und bei sehr reicher Ernte den Überfluß verbrannten. Während der Besetzung der Gewürzinseln durch die Engländer 1796–1802 wurde die Muskatnußkultur nach Benkulen und Pinang verpflanzt, später auch nach Singapur, wo indes eine 1860 ausgebrochene Krankheit binnen einigen Jahren sämtliche Bäume vernichtete. 1864 stellte die holländische Regierung die Kultur auf Java ein, weil der Verbrauch immer mehr abgenommen hatte. M. tomentosa Thunb. liefert größere, längliche, fast 5 cm lange und weniger aromatische Nüsse, die auch in den europäischen Handel kommen. Aus den Samenkernen von M. Otoba H. B., in Neugranada, preßt man das Otobafett (amerikanische Muskatbutter), welches der offizinellen Muskatbutter ähnlich ist und wie diese in Amerika benutzt wird. M. officinalis Mart., in Brasilien, liefert ein minder angenehm riechendes, säuerlich scharf schmeckendes Fett (Bikuibafett). Von M. Ocuba H. B., am Amazonenstrom, gewinnt man das Okubawachs, welches weicher als Bienenwachs ist, bei 36,5° schmilzt und in Brasilien zur Kerzenbereitung benutzt wird.

Myristikaceen, dikotyle, etwa 100 Arten umfassende, in der Tropenzone einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Polykarpen. Holzpflanzen mit diözischen Blüten, die ein dreigliederiges Perigon, 3–15 verwachsene Staubgefäße und ein einfächeriges und einsamiges Ovar besitzen. Die Samen sind durch einen Samenmantel ausgezeichnet, der bei der Muskatnuß der Molukken (Myristica moschata) fleischig und vielspaltig zerschlitzt erscheint und als Muskatblüte in den Handel gebracht wird. Vgl. A. De Candolle in „Prodromus“, Bd. 14.

Myrmecolĕon, Ameisenlöwe.

Myrmecophăga, Ameisenfresser.

Myrmekophīlen, s. Ameisen, S. 452.

Myrmĭca, s. Ameisen, S. 453 u. 450.

Myrmidōnen, alte achäische Völkerschaft in Thessalien (Phthiotis), von wo aus sie die Insel Ägina (s. d.) kolonisierten. Sie waren mit Achilleus vor Troja und zeigten sich hier als tapfere Krieger. Den Namen leiten einige von Myrmidon, einem Sohn des Zeus, andre von myrmex (Ameise) her, weil Zeus nach einer Pest auf Äakos’ (s. d.) Bitten Ameisen in Menschen verwandelt haben sollte.

Myrobalānen, die Früchte mehrerer Terminalia-Arten und von Emblica officinalis, wurden früher medizinisch benutzt. Gegenwärtig sind als M. nur die Früchte von Terminalia Chebula Willd. im Handel, welche in Indien vom Kap Comorin bis in die Gebirge Bengalens gesammelt werden. Sie sind gelb bis braun, dattel- bis länglich-birnförmig, 3–5 cm lang, die größern meist deutlich fünfkantig, die kleinern ziemlich oval, abgerundet, mit stielartigem Fortsatz, und zeigen auf dem Querschnitt eine äußere braune bis schwarzbraune und eine innere blaßgelbliche, den einzelnen Samen umschließende Schicht mit deutlichen Harzbehältern. Sie enthalten bis 45 Proz. Gerbstoff vorzugsweise in der äußern braunen Schicht, außerdem Gallussäure, Schleim und ein braungelbes Pigment und dienen zum Schwarzfärben und Gerben. Weil sie schwer pulverisierbar sind, kommen sie gewöhnlich schon als ein durch Maschinenarbeit

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 953. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0953.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)