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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

„Hroars Saga“ und die Tragödie „Fostbrødrene“ (1817) schrieb. Nach seiner Rückkehr verfaßte er das anmutige dramatische Idyll „Den lille Hyrdedreng“ (1818) und die großartige epische Dichtung „Nordens Guder“ (1819). Inzwischen war Baggesen (s. d.) nach Dänemark zurückgekehrt und hatte mehrere der neuesten Werke Öhlenschlägers heftig angegriffen. Dies gab Veranlassung zu einem Kampf, in welchem unter andern P. Hjort, A. E. Boye, C. Hauch und Poul Möller für Ö. auftraten, während er selbst sich daran nur durch eine satirische Szene in „Fiskeren“ und die „Erkläring til Publikum“ (1818) beteiligte. Darauf gab er die Tragödie „Erik og Abel“ (1820) und einen Band Schauspiele (1827) heraus, worin die Tragödie „Väringerne i Miklagaard“, welche den kritischen Streit aufs neue entfachte, nur daß ihn J. L. Heiberg in ruhigerer und geistvollerer, für die Ästhetik fruchtbarer Weise führte. Ferner veröffentlichte Ö.: „Nye poetiske Skrifter“ (1828–29, 3 Bde.), worin unter anderm das Heldengedicht „Hrolf Krake“ mit einem originellen Metrum und die Tragödie „Langbarderne“ sowie das Lustspiel „Trillingsbrødrene fra Damask“ enthalten waren. Im J. 1829 wurde Ö. in der Domkirche zu Lund von Tegnér als nordischer Sängerkönig mit einem Lorbeerkranz gekrönt, eine Handlung, welche sehr viel dazu beitrug, die Dänen und Schweden einander wiederum zu nähern. Nach einer kleinern Reise durch Deutschland gab er „Prometheus“ (1832–34), eine Monatsschrift für Poesie, Ästhetik und Kritik, ferner die Tragödien: „Tordenskjold“ und „Dronning Margreta“ sowie den Gedichtcyklus „Norgesreisen“ (1834) heraus, letzterer auf einer Sommerreise durch Norwegen geschrieben, wie durch eine andre Reise durch Fünen (1835) der Gedichtcyklus „Fyensreisen“ hervorgerufen ward. Weiter erschienen: die Tragödie „Sokrates“ (1836), die meisterhaft dargestellte „Ørvarodds Saga“ (1841) und das Trauerspiel „Dina“ (1842), eins der frischesten Werke seiner spätern Jahre. 1844 und 1845 besuchte er nochmals Deutschland sowie Paris, Brüssel, Antwerpen und Amsterdam und veröffentlichte nach seiner Rückkehr die Tragödie „Amleth“ (1846). Seine Reise durch Schweden 1847 glich einem Triumphzug. Seine letzten Werke waren: die Tragödie „Kjartan og Gudrun“ (1848), das didaktische Gedicht „Digtekonsten“ und ein neuer Romanzencyklus: „Regnar Lodbrog“ (1849). Er starb 20. Jan. 1850 als dänischer Konferenzrat in Kopenhagen, wo vor dem Nationaltheater jetzt seine Statue (von Bissen) steht. Ö. hat in der dramatischen Litteratur Dänemarks, vorzüglich im Trauerspiel, eine neue Epoche begründet, während er vermöge seiner großen Produktivität und genialen Auffassung auch auf andern Gebieten der Poesie eine nicht gewöhnliche Herrschaft errungen hat. In den Dramen, welche nordische Sage und Geschichte behandeln, hat er zwar den nationalen Boden für die Dichtung wiedererobert; aber der weiche, sentimentale Ton stimmt nicht ganz zu der Heldenzeit des Nordens, während die Klarheit und Tiefe, die Ö. charakterisieren, ihn für alle Zeit zu einem der bedeutendsten Dichter stempeln. Ö. übertrug auch Holbergs Lustspiele ins Deutsche (Leipz. 1832–33, 4 Bde.), ebenso die Tragödien des Schweden v. Beskow (das. 1841, 3 Bde.) und bearbeitete den alten deutschen Roman „Die Insel Felsenburg“ dänisch unter dem Titel: „Øen i Sydhavet“ (Kopenh. 1824; deutsch, Tübing. 1826, 4 Bde.). Sein Leben ist beschrieben in „Oehlenschlægers Levnet, fortalt af ham selv“ (1830–31) und in seinen „Erindringer“ (hrsg. von seinem Sohn, Kopenh. 1850, neue Ausg. 1872; deutsch, Leipz. 1850–51, 4 Bde.). Eine kritische Ausgabe seiner „Poetiske Skrifter“ besorgte F. L. Liebenberg (Kopenh. 1857–62, 32 Bde.). Deutsch erschienen seine Werke gesammelt Breslau 1829–30, 18 Bde., und 1839, 21 Bde.; „Dramatische Dichtungen“ (Hamb. 1835) u. „Neue dramatische Dichtungen“ (Leipz. 1850, 2 Bde.); „Gedichte“ (2. Aufl., Stuttg. 1844). Vgl. Arentzen, Baggesen og O. (Kopenh. 1870–78, 8 Bde.); Derselbe, Adam O., Biographie (das. 1879); Nielsen, Adam O. (das. 1879).

Ohm (Aam), Flüssigkeitsmaß, besonders für Wein, in Dänemark = 154,579 Lit., in Rußland = 147,591 L.; früher in der Schweiz (Saum) = 150 L., in Norwegen 149,591 L., in Schweden = 157,039 L., in Preußen = 137,404 L., in Baden = 150 L., in Braunschweig = 149,895 L., in Rheinhessen = 160 L., in Hannover = 155,758 L.

Ohm, Maßeinheit, s. Elektrische Maßeinheiten.

Ohm, rechter Nebenfluß der Lahn, entspringt bei Ulrichstein im Vogelsgebirge, empfängt rechts die Wohra vom Hainaischen Gebirge, durchfließt ein besonders im untern Teil fruchtbares Thal und mündet nach 24 km langem Lauf bei Kölbe.

Ohm, 1) Georg Simon, Physiker, geb. 16. März 1787 zu Erlangen, ward 1817 Lehrer der Physik und Mathematik am Gymnasium zu Köln, 1826 an der Kriegsschule in Berlin, 1833 Direktor der polytechnischen Schule in Nürnberg, 1849 außerordentlicher, 1852 ordentlicher Professor der Physik an der Universität München, wo er 7. Juli 1854 starb. Er schrieb: „Beiträge zur Molekularphysik“ (Nürnberg 1849); „Erklärung aller in einachsigen Kristallplatten zwischen geradlinig polarisiertem Licht wahrnehmbaren Interferenzerscheinungen“ (Münch. 1852–53); „Grundzüge der Physik“ (Nürnb. 1854). Nach ihm ist das Ohmsche Gesetz (s. d.) benannt, welches er in der Schrift „Die galvanische Kette mathematisch bearbeitet“ (Berl. 1827; neue Ausg., Wien 1887) entwickelte. Er stellte auch 1843 die Theorie der Aliquot- oder Obertöne (s. d.) auf. Vgl. Bauernfeind, Gedächtnisrede auf O. (Münch. 1882).

2) Martin, Mathematiker, Bruder des vorigen, geb. 6. Mai 1792 zu Erlangen, ward 1811 Privatdozent an der dortigen Universität, 1817 Gymnasiallehrer in Thorn, wirkte seit 1821 an der Universität Berlin, anfangs als Privatdozent, seit 1824 als außerordentlicher und seit 1839 als ordentlicher Professor, auch als Lehrer an der Bauakademie, der Kriegs-, Artillerie- und Ingenieurschule, war 1849–1852 als Vertreter des Berliner Wahlkreises Mitglied der Zweiten Kammer; starb 1. April 1872. Ohms Hauptverdienst besteht in der Heranbildung einer großen Anzahl tüchtiger Lehrer der Mathematik. Er schrieb: „Reine Elementarmathematik“ (Berl. 1826, 3 Tle.; 3. Aufl. 1844); „Versuch eines konsequenten Systems der Mathematik“ (Nürnb. 1822–52, 9 Bde.; 2. Aufl., Bd. 1–2, 1853–54); „Lehrbuch für den gesamten mathematischen Elementarunterricht“ (Leipz. 1836, 5. Aufl. 1856); „Lehrbuch der Mechanik“ (das. 1836–38, 3 Bde.); „Lehrbuch der gesamten höhern Mathematik“ (das. 1839, 2 Bde.); „Geist der mathematischen Analysis“ (Berl. 1842).

Öhme, Ernst Erwin, Maler, geb. 18. Sept. 1831 zu Dresden, Sohn und Schüler des Landschaftsmalers Ernst Friedrich Ö. (1797–1854), besuchte die Dresdener Kunstakademie, arbeitete hierauf eine kurze Zeit unter Ludwig Richter und bildete sich dann, ziemlich unbeeinflußt von künstlerischen Vorbildern, auf Studienreisen in Deutschland, der Schweiz, England

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0345.jpg&oldid=- (Version vom 6.9.2021)