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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

IV


der Karte) sowie der alpinen Hochregion (Alpenpflanzen) bilden. Alle genannten Pflanzengruppen wurden auf der Karte durch eine besondere Farbennüance in ihrer wesentlichen Verbreitung dargestellt; vegetationsleere Strecken, wie Wüsten u. dgl., erscheinen in der Farbe des Grundtons.

Die auf die speziellen Vegetationsgebiete bezüglichen roten Linien und Buchstaben finden in folgendem ihre Erklärung. Im nördlichen extratropischen Florenreich (mit gelbem Grundton) sind floristisch zu unterscheiden: A. Das arktische Gebiet mit einer westlichen (a) und einer östlichen (b) Provinz. B. Das subarktische oder Koniferengebiet mit einer nordeuropäischen (a) und einer nordsibirischen (b) Provinz. C. Das mitteleuropäische Gebiet mit einer atlantischen (a), subatlantischen (b), sarmatischen (c) Provinz, einer Provinz der europäischen Mittelgebirge (d), der Donauländer (e), der russischen Steppe (f), der Pyrenäen (g), der Alpenländer (h), der Apenninen (i), der Karpathen (k), der bosnisch-herzegowinischen Gebirge (l), des Balkans (m), des Kaukasus und Elbrus (n). D. Das zentralasiatische Gebiet (Altai, Daurisches Gebirge, Thianschan, Turkistan, Kuenlün, Afghanistan, Himalaja, Ostchinesisches Gebirge). E. Das makaronesische Übergangsgebiet (Kapverden, Kanaren, Madeira, Azoren). F. Das Mittelmeergebiet mit einer iberischen (a), ligurisch-tyrrhenischen (b), marokkanisch-algerischen (c) und einer ostmediterranen (d) Provinz. G. Das mandschurisch-japanische Gebiet. H. Das Gebiet des pazifischen Nordamerika mit der kalifornischen Küstenprovinz (a), der Oregonprovinz (b), der Provinz der Rocky Mountains (c) und der Coloradoprovinz (d). I. Das Gebiet des atlantischen Nordamerika mit der appalachischen (a) und der Prärieprovinz (b).

Das paläotropische Florenreich (blauer Grundton) umfaßt folgende pflanzengeographisch verschiedene Gebiete: A. Das westafrikanische Waldgebiet. B. Das arabisch-afrikanische Steppengebiet mit afrikanisch-indischer Steppenprovinz (a), abessinischer (b) und südafrikanischer Provinz (c). C. Das madegassische Gebiet mit Madagaskar (a), Maskarenen (b) und Seschellen (c). D. Das vorderindische Gebiet mit Ceylon (a) und Hindostan (b). E. Das Gebiet des tropischen Himalaja. F. Das ostasiatische Florengebiet. G. Das malaiische Gebiet mit westlicher Provinz (a), Philippinen (b) und austro-malaiischer Provinz (c). H. Das Araukariengebiet mit dem tropischen Ostaustralien (a), Neukaledonien (b) und dem tropischen Neuseeland (c). I. Das polynesische Gebiet und K. das Gebiet der Sandwichinseln.

Im neotropischen (südamerikanischen) Florenreich (blauer Grundton) treten als floristisch verschieden hervor: A. Das Gebiet des mexikanischen Hochlandes mit einer aztekischen Provinz (a) und Guatemala (b). B. Das Gebiet des tropischen Amerika mit Westindien (a), subandiner (b), nordbrasilischer (c) und südbrasilischer Provinz (d). C. Das andine Gebiet mit hochandiner (a), nordchilenischer (b), argentinisch-patagonischer (c) und Pampasprovinz (d) sowie den Falklandinseln (e). D. Das Gebiet der Galapagos und E. Juan Fernandez.

Endlich im altozeanischen Florenreich, zu dem sowohl Teile Südamerikas als Australiens und Neuseelands sowie einzelne ozeanische Inseln gehören, zeigen folgende Gebiete eigenartigen Vegetationscharakter: A. Das antarktische Waldgebiet Südamerikas. B. Das neuseeländische Gebiet. C. Das australische Gebiet mit Ostaustralien (a), Tasmania (b) und Westaustralien (c). F. Gebiet des Kaplandes. H. Die Insel St. Helena. Die Kerguelen, die Amsterdaminsel und Tristan da Cunha gehören ebenfalls hierher, konnten jedoch auf der Karte keinen Raum finden.


Benutzung der Karte.

Die Karte ermöglicht mit Einem Blick eine schnelle Übersicht über die Verteilung von Urwald, Savanne, Steppe, Tundra, Wiese, Heide, Nadelholzwald u. dgl. auf der gesamten Erde. Um die speziellere floristische Zusammensetzung eines bestimmten Landes, beispielsweise Vorderindiens, der Karte zu entnehmen, geht man von den roten Linien und Buchstaben, im genannten Fall also von Ba, Db und Da des durch den blauen Grundton gekennzeichneten paläotropischen Gebiets, aus. Nach den obigen Erläuterungen ist das Gebiet Ba östlich vom Indus pflanzengeographisch zunächst mit dem arabisch-afrikanischen Steppenland verwandt und enthält nach Ausweis der Karte teils sehr pflanzenarme Strecken, teils Savannen, während die Indusmündung tropischen Charakter aufweist. Das übrige Vorderindien hat floristisch einen in Ceylon (a) und Hindostan (b) etwas verschiedenen Charakter, der unter 6 (indisches Monsungebiet) nach Grisebach geschildert ist. Die Karte gibt eine ungefähre Vorstellung über die Verteilung von Urwald und Savannen in dem genannten Gebiet und läßt auch erkennen, daß am Himalaja auf eine untere tropische Region E (blau) ein Gürtel vorwiegend immergrüner Gebüschpflanzen (grün) und darauf eine Zone von Alpenpflanzen (braun) folgt. In dieser Zone findet die Berührung der indischen Flora mit den Elementen der arktischen Tertiärflora statt, während im übrigen der Pflanzenbestand Vorderindiens durch den blauen Grundton seinen Zusammenhang mit der tropischen Tertiärflora erkennen läßt.




Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 960e. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0960e.jpg&oldid=- (Version vom 31.5.2022)