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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

höchst charakteristische Ernährungsstörungen hinterläßt. Die Behandlung der P. hat im akuten Fall für schnelle und vollständige Entfernung des Gifts durch Brechmittel oder Auspumpen und Ausspülen des Magens zu sorgen. Später sind schleimige Speisen, Milch zu verordnen; gegen die Vergiftungserscheinungen selbst ist die Therapie ohnmächtig. Vgl. Kleinmann, Die Phosphornekrose (Leipz. 1883).

Phosphorwasserstoff (Phosphin) PH3 entsteht, wenn man Phosphor mit einer alkoholischen Kalilösung erwärmt oder Phosphorcalcium mit Salzsäure zersetzt. Er bildet ein farbloses Gas vom spez. Gew. 1,185, riecht höchst unangenehm, wie faule Fische, ist wenig löslich in Wasser, etwas mehr in Alkohol und Äther, oxydiert sich an der Luft schon bei gewöhnlicher Temperatur, ist leicht entzündlich, entzündet sich über 100° von selbst, wird auch durch salpetrige Säure und Chlor, oft schon durch die Reibung des Stöpsels einer Glasflasche entzündet und verbrennt mit leuchtender Flamme unter Abscheidung weißer Nebel von Phosphorsäure. Das aus Kalilauge und Phosphor oder aus Phosphorcalcium und Wasser erhaltene Gas entzündet sich schon bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft von selbst und verdankt diese Selbstentzündlichkeit einem Gehalt an flüssigem P. P2H4, welcher nicht bei allen Bereitungsarten neben der gasförmigen Verbindung entsteht und sich aus letzterer unter −10° abscheidet. Er ist farblos, äußerst flüchtig und zersetzt sich leicht durch Licht, Chlorwasserstoff, Kalium, Äther, ätherische Öle etc. (welche sämtlich dem selbstentzündlichen Phosphorwasserstoffgas diese Eigenschaft rauben) in Phosphorwasserstoffgas und starren P. P2H4. Letzterer entsteht auch bei Zersetzung von gasförmigem P. durch Chlor oder von Phosphorcalcium mit Salzsäure in der Wärme. Er ist gelb, flockig, geschmack- und geruchlos, entzündet sich bei 160° und durch den Schlag mit dem Hammer, zersetzt sich in feuchter Luft, besonders am Licht, und zerfällt bei hoher Temperatur in seine Bestandteile oder gibt gasförmigen P.

Photĭos, durch Gelehrsamkeit ausgezeichneter Patriarch von Konstantinopel, unter Kaiser Michael III. Hauptmann der Garden und Staatssekretär, wurde 857 an der Stelle des vertriebenen Ignatius aus dem Laienstand auf den Patriarchenstuhl zu Konstantinopel erhoben. Als Papst Nikolaus I. die Zurückberufung des Ignatius dekretierte, ließ P. von einer nach Konstantinopel berufenen Synode den Bann über ihn aussprechen, ward aber von Kaiser Basilius 869 ins Kloster geschickt, weil er diesen wegen der Ermordung seines Vorgängers Michael exkommuniziert hatte. Nach Ignatius’ Tod 878 zurückgerufen und von Papst Johann VIII. wieder als Patriarch anerkannt, wurde er, da er die gehoffte Gefügigkeit nicht bewies, abermals exkommuniziert und von Kaiser Leo 886 in ein armenisches Kloster verwiesen, wo er um 890 in hohem Alter starb. P. hinterließ viele theologische, kirchenrechtliche und litterarisch-historische Werke, von denen namentlich die „Bibliotheca“ (hrsg. von I. Bekker, Berl. 1824, 2 Bde.), Auszüge aus meist verlornen Werken von 280 griechischen Prosaikern enthaltend, und ein griechisches Lexikon (hrsg. von Hermann, Leipz. 1808; von Porson und Dobree, Lond. 1822 und Leipz. 1823, 2 Bde., und von Naber, Leid. 1865, 2 Bde.) hervorzuheben sind. Sein „Nomocanon“, eine für das orientalische Kirchenrecht wichtige Sammlung von Konzilienbeschlüssen und kaiserlichen Gesetzen, ward von Justellus (Par. 1615) und in Voellus’ „Bibliotheca juris canonici veteris“ (das. 1661, 2 Bde.), seine Geschichte der Manichäer von Wolf (in „Anecdota graeca“, Hamb. 1722), seine „Briefe“ neuerdings von Baletta (Lond. 1864), seine Schrift „De spiritus sancti mystagogia“ von Hergenröther (Regensb. 1857) herausgegeben. Vgl. Hergenröther, P., Patriarch von Konstantinopel (Regensb. 1867–69, 3 Bde.).

Photismen, Farbenvorstellungen, welche durch Schallempfindungen hervorgerufen werden. Nach Bleuler und Lehmann („Über zwangsmäßige Lichtempfindungen durch Schall etc.“, Leipz. 1881) besitzen einzelne Menschen die Eigenschaft, daß sie bei bestimmten Schallempfindungen auch eine bestimmte Farbe wahrnehmen. Vgl. Phonismen.

Photochemīe (griech.), die Lehre von der chemischen Wirkung des Lichts.

Photochromographie (griech.), lithographischer Farbendruck, bei welchem die Farbenplatten teilweise auf photographischem Weg hergestellt werden; ein ähnliches Verfahren für die Buchdruckpresse ist unter dem Namen Höschotypie bekannt.

Photoelektrisches Mikroskop, s. Sonnenmikroskop.

Photogalvanographie (griech., Naturgravierung), von Pretsch in Wien um 1854 erfundenes und später von ihm längere Jahre in London ausgeübtes Verfahren zur Erzeugung von druckbaren Platten von Photographien. Mit einer Mischung von Gelatine, doppeltchromsaurem Kali und Jodsilber wird eine Glasplatte überzogen, getrocknet und, je nachdem eine Kupfer- oder eine Buchdruckplatte gewünscht wird, unter einem photographischen Negativ oder einem Positiv belichtet. Die Glasplatte wird hierauf in erwärmten Bädern und verdünnter Boraxlösung bis zur Entwickelung eines Reliefs gewaschen, das in Alkohol gehärtet und mit Kopallack überzogen wird, worauf man das Bild in der Hitze trocknet. Von dem jetzt unveränderlichen Relief wird eine galvanoplastische Kopie in Kupfer hergestellt, die kaum noch der Nachhilfe mit dem Grabstichel bedarf, um druckfertig zu sein. Dallas in London übt die P. aus unter dem Namen Dallastypie; Leipold, Direktor der Banknotendruckerei in Lissabon, erzeugt damit vorzügliche photographische Reproduktionen. Ein außerordentlich feines, wurmförmiges Korn verleiht den Bildern der P. in den lichtern Tönen große Weichheit, in den dunkeln fast die Wärme des Kupferstichs. Vgl. Photographie, S. 23.

Photogēn (griech.), s. Mineralöle.

Photoglyphie (griech.), s. Heliographie.

Photogrammetrie (griech.), die Methode, aus Photographien auf mathematisch-konstruktivem Weg die Maße der dargestellten Gegenstände abzuleiten, resp. danach Karten oder Grund- und Aufrisse zu konstruieren. Die photographischen Bilder sind genaue „Zentralperspektiven“, d. h. jeder Bildpunkt liegt auf der geraden Linie, welche vom Gegenstand durch den optischen Mittelpunkt der Linse gezogen werden kann. Sind abc (s. Figur, S. 16) drei Gegenstände in der Natur, K eine Camera, l die Linse derselben, so liegen die Bilder der betreffenden Gegenstände auf den verlängerten geraden Linien ao, bo, co, d. h. in a′b′c′, sie haben daher im Bild genau dieselbe Lage zu einander wie in der Natur. Ein gutes photographisches Bild kann daher dazu dienen, die Lage der Gegenstände in der Natur genau zu bestimmen, d. h. Karten des betreffenden aufgenommenen Terrains zu konstruieren. Denkt man sich beispielsweise das Bild, welches in der im Grundriß sichtbaren Camera K senkrecht steht, flach auf das Papier heruntergeklappt, konstruiert man ferner im Mittelpunkt des Bildfeldes (hier bei

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0015.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2021)