Seite:Meyers b13 s0023.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

Lichts geschützten Asphaltteile bleiben aber löslich. Behandelt man demnach die Platte nach der Belichtung mit einem Lösungsmittel, z. B. Lavendelöl, so löst dieses nur die Teile auf, die sich unter den Strichen der Zeichnung befanden; an diesen Stellen wird die Platte freigelegt, an den übrigen bleibt sie bedeckt und ähnelt so einer Zeichnung, die durch Radieren in dem Asphaltüberzug hergestellt ist. Übergießt man solche Platten mit einer Säure, so ätzt diese das Metall an den bloßgelegten Stellen an, und so entsteht eine vertiefte Zeichnung im Metall (Tiefätzung), die auf das vollkommenste einem Kupfer- oder Stahlstich gleicht und, wie dieser, abgedruckt werden kann. Dieses Verfahren eignet sich nur für Reproduktion von Zeichnungen in Strichmanier. Die homogenen Halbtöne gewöhnlicher Photographien werden dadurch nur mangelhaft wiedergegeben. Wendet man statt des positiven Bildes ein negatives Glasbild als Original an, so werden die unter den im Negativ durchsichtigen Strichen liegenden Partien unlöslich, und beim Ätzen solcher Platten bleiben die Striche der Zeichnung erhaben stehen und stellen so einen Block für die Buchdruckpresse dar (Hochätzung). Das Verfahren verlangt aber ein viel tieferes Ätzen als das oben genannte photographische Kupferdruckverfahren. Der Asphaltprozeß auf Kupfer und Zink ist bis in die neueste Zeit angewendet worden; auf Zink wurden hauptsächlich Hochdruckblöcke für die Buchdruckpresse gefertigt. Führt man das Asphaltverfahren auf lithographischem Stein aus, so erhält man einen in lithographischer Manier abdruckbaren Stein, indem die im Licht unlöslich gewordenen Asphaltteile die Fähigkeit haben, die fette Schwärze anzuziehen und festzuhalten und beim Druck wieder abzugeben (photolithographisches Verfahren von Lemercier, Bareswil und Davanne). Größern Beifall errangen sich die Methoden, welche auf Anwendung von chromsaurem Kali und Leim basieren. Bedeckt man die Chromleimschicht mit einem positiven Bild, so werden die unter den durchsichtigen Partien liegenden Stellen unlöslich, die übrigen nicht. Ist die Schicht auf Stahl oder Kupfer ausgebreitet, und behandelt man sie nach der Belichtung mit heißem Wasser, so wird das Metall an allen nicht vom Licht getroffenen Stellen freigelegt und kann alsdann durch eine Ätzflüssigkeit vertieft werden. So erhält man eine Platte für den photographischen Stahldruck oder Kupferdruck. Führt man die Belichtung aber unter einem negativen Bild aus, so erhält man durch Ätzung einen Hochdruck für die Buchdruckpresse. Auch hier hat die Erzeugung von Halbtönen Schwierigkeiten. Diese überwand man dadurch, daß man die Halbtöne des photographien Bildes durch ein Netz brach, d. h. in lauter einzelne Punkte auflöste. Solches erreichte Meisenbach, indem er ein feines, auf einer Glasplatte befindliches Liniennetz auf die zu reproduzierende P. legte und danach ein Negativ aufnahm; in diesem zeigten sich alle Halbtöne durch das Netz zerteilt und reproduzierten sich in gleicher Weise beim Kopieren auf asphaltiertem (s. oben) oder leimchromiertem Zink. Die Ätzflüssigkeit wirkt durch die Unterbrechungsstellen der Halbtöne, und diese stellen sich beim Abdruck durch mehr oder weniger dicht stehende Punkte dar. So entstanden die sogen. Autotypien, die jetzt im Buchillustrationswesen massenhaft Verwendung finden. Aber auch für den Kupferdruck lernte man Halbtöne reproduzieren. Man stäubte eine Kupferplatte mit feinem Asphaltpulver ein, schmolz dieses durch Erhitzen an und übertrug darauf ein nach einem photographischen Positiv kopiertes negatives Pigmentbild (s. oben), in welchem die Lichter hohe, die Schatten tiefe Lagen bilden. Durch solches Bild ließ man eine Ätze von Eisenchlorid wirken, welche um so tiefer in die Kupferplatte einfraß, je weniger hoch die schützende Pigmentlage war. Die durch Asphaltpulver geschützten Stellen blieben dabei als einzelne Punkte stehen und bildeten ein Korn, welches in den Schattenstellen dichter, in den Lichtstellen weniger dicht war. Dieses Korn ermöglichte ähnlich wie in der Schwarzkunst den Abdruck der Halbtöne. Das Verfahren rührt von Klic in Wien her und wird jetzt in umfangreicher Weise von den Ölbildreproduktions-Ateliers Deutschlands zur Herstellung der sogen. Photogravüren verwendet. Eine andre Art der Photogravüre beruht auf Anwendung der Galvanoplastik oder der Photogalvanographie. Bei dieser wird ein nach einer linearen Zeichnung gefertigtes Pigmentbild, welches ein Relief bildet, auf Kupfer übertragen und dann galvanisch abgeklatscht. So erhält man eine vertiefte Kupferplatte, die zum Kupferdruck sich eignet. Halbtonbilder lassen sich jedoch in dieser Weise nur reproduzieren, wenn man den Halbton körnt. Dieses geschieht durch Zusatz fein gepulverten Glases zur Pigmentschicht. In dieser Weise fertigt Goupil in Paris seine Photogravüren (vgl. Photogalvanographie). Führt man den Chromgelatineprozeß auf Stein aus, so erhalten die durch das Licht unlöslich gewordenen Teile die Fähigkeit, fette Schwärze anzuziehen und beim Druck wieder abzugeben; so entsteht eine Photolithographie, die wegen leichterer Ausführbarkeit größere Beachtung fand als der photographische Stahldruckprozeß. Osborne und Asser führten dieses Verfahren auf Papier aus und erhielten ein Bild, das eingeschwärzt zum sogen. Übertragsprozeß verwendbar war, d. h. sich auf einen lithographischen Stein abdrucken ließ und diesen dadurch druckfähig machte. In ganz analoger Weise wie auf Stein läßt sich das Verfahren auch auf Zink ausführen und liefert dann eine sogen. Photozinkographie. Photolithographie und Photozinkographie spielen bei der Reproduktion geographischer Karten eine große Rolle. Für Wiedergabe von Bildern in Halbtönen sind sie weniger geeignet. In dieser Hinsicht werden sie weit von dem sogen. Lichtdruckverfahren in den Schatten gestellt, welches zuerst von Tessié de Mothay ausgeübt, von Albert in München (daher auch Albertotypie) erheblich verbessert und dadurch erst lebensfähig wurde. In diesem Prozeß dient die Gelatineschicht selbst als Druckfläche. Man trägt eine Mischung derselben mit chromsaurem Kali auf Glas, belichtet unter einem negativen Bild und wäscht mit Wasser. Dieses entfernt nur das Chromsalz, läßt aber die Gelatineschicht intakt. Die vom Licht nicht getroffenen Stellen nehmen leicht Wasser an, die übrigen nicht; dagegen nehmen die vom Licht veränderten leicht fette Schwärze an, welche auf den andern Stellen nicht haftet. Walzt man demnach die Platte mit fetter Schwärze in lithographischer Manier ein und druckt sie dann auf Papier, so gibt sie ein Bild in fetter Schwärze mit allen Halbtönen. Das Einschwärzen und Abdrucken läßt sich beliebig oft wiederholen, obgleich die leicht verletzbare Gelatineschicht nicht so viele Abdrücke aushält wie der lithographische Stein. Das Verfahren ist durch die Bemühungen Alberts, Obernetters u. a. zu einem hohen Grade der Vollkommenheit ausgebildet worden und liefert Bilder, die von Photographien kaum unterschieden werden können, mit allen Halbtönen, die in den gewöhnlichen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0023.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2021)